istro Monsieur Traum betritt das Bistro.
Der alte Chinze steht bereits an der Theke. Monsieur Traum trinkt mit ihm auf das Wohl der Verbliebenen, ein Ausdruck, den die paar Alten, die noch da sind und sich an der Theke zusammenfinden, unter sich eingeführt haben.
Er zahlt seine Runde, und dann gesellt sich ein anderer Alter zu ihnen und zahlt auch seine Runde und dann wieder ein anderer und immer so weiter.
Ich begreife, sagt die Nichte. Jedesmal einer mehr der auf das Wohl der Verbliebenen trinkt. Schließlich seid ihr ein ganzes Heer.
Na sowas, sagt Monsieur Traum, daran hatte ich gar nicht gedacht.
Falls du nicht selbst verbleibst, sagt die Nichte.
- (
rp2
)
Bistro (2) ich habe mich hier nach etwas umgesehen,
was eine Figur in den Romanen von Evelyn Waugh als »lauschige kleine Bistros«
bezeichnet. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Die Bars am Großmarkt — Mercado
Mayorista — bersten förmlich vor lauter Jungs, und die sind alle hip
und für einen einzigen Yankee-Dollar zu haben — habe so etwas seit 1936 in Wien
nicht mehr erlebt. Allerdings klauen diese kleinen Drecksäcke
wie die Raben. Habe bereits eine Uhr und 15 Dollar eingebüßt. Die Uhr war eh
kaputt. - (
yag
)
Bistro (3) Die Spiegel
und die meisten Flaschen hatten dran glauben müssen. Wirt
und Kellner waren unverletzt; sie lugten über die
Theke, hinter der sie sich geflüchtet hatten. Außer ihnen war niemand mehr in
dem Bistro. Nur noch die Leichen. Zwei an der Zahl. Beide in durchlöcherten
Anzügen zu 50000 Francs. Einer lag vor der Theke, der
andere quer über einem Flipperautomaten. Die Musikbox dahinter leierte, von
einer Kugel getroffen, immer dieselbe Zeile aus einem bekannten Schlager. Draußen
lag Dante Paoiizi im Rinnstein, ruhig und entspannt
wie an einem lauen Frühlingsabend in Ajaccio. Sein Freund im Windfang erinnerte
an einen Sack alter Kleider. Die schwerelosen Seelen
von vier schweren Jungs schwebten gemeinsam zur Hölle. - Léo Malet, Stoff
für viele Leichen. Reinbek bei Hamburg 1989 (zuerst 1982)
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