Birkenwald  »Nun«, sagte Maude, »da bin ich also in Tweedhosen, Lederjacke und starken deftigen Schuhen. Ich wandere allein, pfeifend oder eher summend. Seit ich meine Zähne verlor, kann ich nicht mehr pfeifen. Der Birkenwald ist voll raunender Bächlein, die ich auf glatten Steinen überquere. Sie sind manchmal ziemlich schlüpfrig, und ich muß mich mit einem dicken Knotenstock abstützen, den ich immer bei mir trage. Was für klare, fröhliche Bächlein! Sie scheinen alle möglichen unschuldigen Freuden zu versprechen. Ein leichter Wind bewegt die Birkenzweige, die Luft ist frisch und kühl. Während ich so dahinwandere, fühle ich, daß ich ein Ziel habe, und bald erkenne ich mit freudigem Schauder, um was es sich handelt. Ich muß einen Zauberbecher finden, der irgendwo im Wald versteckt ist. Dann stoße ich auf eine Marmorstatue: Diana und ihre Hunde. Sie ist halb mit Moos überwachsen und schreitet für immer durch den Wald. Der Becher liegt zu ihren Füßen, es ist ein silberner Kelch, der von goldenem Honig überfließt. Ich schlürfe von dem Honig und gebe Diana den Becher mit einem dankbaren Gebet zurück, oder, eigentlich ist es nicht ganz so. Ich versuche, den Honig zu schlürfen, doch ist er zu dickflüssig, und ich muß mich nach einem Löffel umsehen. Es gibt keinen Löffel, deshalb gebe ich den Becher, nachdem ich an seinem Rand genippt habe, noch fast ganz mit Honig gefüllt der Göttin zurück und sage dann mein Dankgebet.

Die Statue der Diana liegt noch nicht weit hinter mir, da finde ich halb verborgen unter einem Stein einen kleinen eisernen Schlüssel. Ich weiß, daß ich ihn brauchen werde, und stecke ihn deshalb in meine Tasche. Tatsächlich befinde ich mich plötzlich vor einer hölzernen Tür, die in eine moosgewachsene Mauer eingelassen ist. Gerade, als ich mich frage, ob ich die Tür öffnen soll oder nicht, und versuche, den eisernen Schlüssel im Schloß zu bewegen, schleicht sich von hinten jemand an mich heran und stößt mich unsanft durch die Tür. Die Tür öffnet sich von selbst, und ich falle in ein eigenartiges luxuriöses Schlafzimmer, das in einem Stil ausgestattet ist, der mir wie Renaissance vorkommt. Aber von Kunst verstehe ich so wenig, daß es leicht auch Gotik oder Barock sein kann. In dem Himmelbett liegt eine Frau, die eine weiße Nachthaube mit Rüschchen trägt, sie winkt mir«. - (hoer)

 

Wald

 

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