Biogenese   Entlang den Küsten der Urmeere gab es reichlich Tonerden. Viele Energiequellen speisten die Moleküle und ließen die molekularen Uhrengeschäfte blühen und gedeihen. Es gab radioaktiven Zerfall, elektrische Entladungen und Schockwellen. „Speisen" meint hier die Absorption von Lärm, Radioaktivität und Elektrizität, „Blühen und Gedeihen", daß die kollektive Kohärenz aufrechterhalten wird, deren Vorteile für die Anpassung zum Beispiel in der zyklischen Expansion und Kontraktion liegen.

Wenn Ihnen die eben beschriebene Diät nicht sehr appetitanregend erscheint, könnten Sie an die heutigen Prokaryonten denken, etwa an Bakterien und Blaualgen. Nahrung ist für diese Organismen eine Frage der Funktion und frei von all der Bedeutung, die wir Menschen ihr beimessen. Einige Algen leben von Schwefel (sicher sind sie die Schwefelblumen der Hölle), andere von Eisen (gut fürs Blut), wieder andere von anorganischen Mischungen (bis zum Tod einen Eimer voll Dreck). Als Nachtisch verzehren sie etwas Hirschhornsalz und gedeihen prächtig.

Wir können uns jetzt die Landschaft der biogenetischen Erde vorstellen. Die winzigen Uhrengeschäfte befanden sich in den Rissen im Ton oder an anderen geeigneten und verfügbaren Plätzen. Im molekularen Paradies des Vorkambriums absorbierten die Proto-gene von einer der vielen verfügbaren Quellen Energie, lagerten sie ein und benutzten sie dann als Brennstoff für ihre gemeinsamen Schwingungen. Diese Kristalle konnten sich durch Spaltung und Nachwachsen reproduzieren, was an die ungeschlechtliche Zellteilung erinnert. Da sie sich sicherlich nicht fehlerlos reproduzieren konnten, unterschied sich ein Individuum vom anderen. Die Unterschiede ermöglichten den Beginn der natürlichen Auslese.

Nehmen wir an, daß während des Vorkambriums vor etwa dreieinhalb Milliarden Jahren bestimmte winzige Uhrengeschäfte, gewisse molekulare Massenansammlungen, zustande gekommen wären und einige der Zyklen ihrer Umwelt übernommen hätten. Vielleicht haben sie ihre Form wie beim Atmen rhythmisch verändert. Vielleicht haben sie ihre chemische Zusammensetzung oder ihre Fähigkeit, Energie zu absorbieren, in einer Weise verändert, die ihnen half, eine halbwegs autonome, geordnete Einheit zu bleiben.

Molekülgruppen, die einige der Rhythmen ihrer Umwelt nachahmen konnten, erwarben so Vorteile gegenüber anderen, ähnlichen Molekülansammlungen, die ihre eigenständigen Funktionen und Strukturen angesichts der Veränderungen ihrer Umgebung nicht bewahren konnten; es brachte Vorteile, im Takt zu sein. - (zeit)

Entstehung Leben

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme