illardkugel
Die Mädchen haben sich ausgezogen, und wir untersuchen den
Fußboden, um uns zu versichern, daß sie sich keine Splitter in den Hintern jagen.
Sie tragen noch ihre Stöckelschuhe. Aber der Hintern! Der Hintern
ist abgenutzt, abgeschmirgelt, glatt, hart, glänzend wie eine Billardkugel oder
der Schädel eines Aussätzigen.
An der Wand hängt Monas Bild: sie blickt nach Nordosten: dort steht mit grüner
Tinte Krakau. Zu ihrer Linken liegt die Dordogne, mit Rotstift eingekreist.
Plötzlich sehe ich einen dunklen, haarigen Spalt vor
mir in einer hellen, polierten Billardkugel klaffen; die Beine umklammern mich
wie eine Schere. Ein Blick auf diese dunkle, unvernähte Wunde, und in meinem
Hirn tut sich ein tiefer Riß auf: all die Bilder und
Erinnerungen, die mühsam oder gedankenlos sortiert, etikettiert, urkundlich
geordnet, eingereiht, versiegelt und gestempelt worden waren, brechen kunterbunt
hervor wie Ameisen, die aus einem Spalt im Gehsteig hervorwimmeln. Die Welt
hört auf, sich zu drehen, die Zeit steht still, der Zusammenhang meiner Träume
ist zerbrochen und aufgelöst, und Inneres ergießt sich in einem großen schizophrenen
Ausbruch, einer Entleerung, die mich dem Absoluten von Angesicht zu Angesicht
gegenüberstehen läßt. Wieder sehe ich die großen, ausgestreckt daliegenden Mütter
von Picasso, ihre Brüste sind mit Spinnen
bedeckt, ihre Legende ist tief im Labyrinth verborgen. Und MoIIy Bloom, die
für alle Ewigkeit auf einer schmutzigen Matratze Hegt. An der Toilettentür
mit roter Kreide angemalte Pints und die das Klagelied anstimmende Madonna.
Ich höre ein wildes, hysterisches Lachen, ein Raum voll Tetanuskrampf, und der
Leib, der schwarz war, glimmt wie Phosphor. Wildes, wildes, unkontrollierbares
Gelächter, und auch dieser Schlitz lacht mich an, lacht durch die moosige Behaarung,
ein Lachen, das die glänzende, polierte Oberfläche des Billardballes Falten
schlagen läßt. Große Hure und Menschenmutter mit Gin in den Adern. Mutter aller
Dirnen, Spinne, die uns in ihr logarithmisches Grab einrollt. Unersättliche
Teufelin, deren Lachen mir das Herz zerreißt! Ich blicke hinunter in diesen
eingesunkenen Krater, diese verlorene und spurlos vergangene Welt, und ich höre
die Glocken läuten . .. zwei Nonnen am Palais Stanislas und der Geruch ranziger
Butter unter ihren Kleidern... - (krebs)
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