ilderproduktion
Er schloss sich in seinem Atelier
ein, meistens verdunkelte er es sogar völlig, legte sich auf das Sofa und konzentrierte
sich. Wie er mir einmal erklärte, bestand die Schwierigkeit dieser Konzentration
nicht etwa darin, sich auf einen bestimmten Gedanken, auf eine bestimmte Vorstellung
zu konzentrieren, sondern auf nichts. Jede Absicht musste vergessen, jeder Gedanke
zum Schweigen gebracht, jede Vorstellung ausgelöscht werden. Mit völlig leerem
Bewusstsein, aber in einer Art gesteigerter Wachheit wartete er nun. Über kurz
oder lang stellten sich Bilder ein; Bilder völlig anderer Art, als normale Vorstellungen
oder Erinnerungen sie hervorzubringen vermögen, nicht schemenhaft undeutlich,
sondern von gestochener Schärfe, oft sogar verkleinert, wie durch einen umgekehrten
Feldstecher gesehen. Er konnte auf den Inhalt der Bilder keinerlei Einfluss
nehmen, sie also nicht etwa durch Phantasietätigkeit willkürlich verändern.
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Michael
Ende über seinen Vater, den Maler Edgar Ende
, nach: Konrad
Lehmann, Ideen aus dem neuronalen Untergrund, Telepolis vom 07.08.2016
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