ild,
rührendes
Vogeleltern, die in trauter Zweisamkeit ihre Brut hingebungsvoll
aufziehen, geben ein rührendes Bild ab, in das gern so etwas wie ein vorbildliches
Ehe- und Familienleben
interpretiert wird. Bis Ende der 1960er-Jahre hielt man sogar 90 Prozent der
Vögel für monogam. Doch seit DNS-Analysen als Routinemethode zur Verfügung stehen,
zeichnet sich ab, dass gerade bei den sozial monogamen Singvögeln das "Fremdgehen"
– im Fachjargon "außerpaarliche Kopulation" – eher die Regel als die
Ausnahme bildet: Denn die aufgeweckten Vogeldamen jubeln ihrem Partner häufig
Eier unter, deren Spermaspender auf irgendeinem Nachbarbaum zu Hause ist.
Bart Kempenaers, Direktor der Abteilung Verhaltensökologie und
Evolutionäre Genetik des Max-Planck-Institutes für Ornithologie in Seewiesen,
verfolgt das Thema schon länger. Mit seinem Team hat er die Gelege von Blaumeisen
untersucht und herausgefunden, dass die Brut eine recht bunt gemischte Gesellschaft
sein kann – weil auch "Mutti" den Blick über den Nestrand wagt.
"Früher dachte man, dass Vögel eher monogam leben", so Kempenaers.
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Katja
Seefeldt, telepolis
vom 09.04.2007