ild,
inneres
In der Philosophie der Wahrnehmung wird wohl am deutlichsten, wie
es zu der Annahme eines Homunkulus kommen
kann. Viele klassische Theorien der Wahrnehmung können als Abbildtheorien
bezeichnet werden. So war etwa schon René Descartes
bewusst, dass bei der visuellen Wahrnehmung auf der Netzhaut ein Bild generiert
wird. Descartes schloss aus diesem Sachverhalt, dass Menschen nicht direkt die
materielle Welt, sondern innere Bilder wahrnehmen. Der Gegenwartsphilosoph Lambert
Wiesing kommentiert: „Der wahrnehmende Mensch betrachtet immer schon wie der
Besucher einer Camera obscura ausschließlich Bilder, die sich zwischen ihm und
der angeblich gesehenen Welt befinden.“ Nun scheint die Annahme eines inneren
Bildes jedoch nur unproblematisch zu sein, wenn es einen Betrachter gibt, der
dieses Bild anschaut. Unbetrachtete Bilder können schließlich zu keinem bewussten
Wahrnehmungserlebnis führen. Dies ist der Grund, warum viele klassische Theorien
der Wahrnehmung einen Homunkulus postulieren. Bei Descartes hatte der Homunkulus
die Form eines immateriellen Geistes, dem an der Epiphyse Informationen über
die materielle Welt präsentiert werden sollten.
Modell des menschlichen Wahrnehmungsprozesses nach René Descartes
Neben Descartes ist die Erkenntnistheorie John Lockes ein klassisches Beispiel für eine Homunkulustheorie. Nach Locke muss jede Idee im Bewusstsein nochmals wahrgenommen werden. Wiesing kommentiert: „So wie auch schon in der Camera obscura jemand stehen muss, um die Bilder an der Wand sehen zu können, so muss auch im Bewusstseinszimmer ein Betrachter der Ideen unterstellt werden, ein Homunkulus, der sich die Repräsentationen im Geist anschaut.“
Nun gibt es jedoch ein klassisches Argument gegen derartige Homunkulustheorien:
Selbst wenn es einen Homunkulus geben würde, so müsste man sich fragen, wie
es ihm gelingt, das innere Bild wahrzunehmen. Wenn der Homunkulus das innere
Bild wahrnimmt, indem er selbst wieder ein inneres Bild erzeugt, so scheint
man einen weiteren Homunkulus postulieren zu müssen, der das innere Bild des
Homunkulus wahrnimmt. Man kann dieses Problem immer weiter fortführen, denn
natürlich kann man auch fragen, wie der zweite Homunkulus das innere Bild des
ersten Homunkulus wahrnehmen kann. Philosophen sprechen bei derart fortführbaren
Problemen von einem infiniten Regress. Wenn man jedoch behauptet, dass der Homunkulus
nicht ein inneres Bild erzeugen müsse, so kann man fragen, wieso nicht gleich
vollständig auf innere Bilder und Abbildtheorien verzichtet wird. -
Wikipedia
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