Bild an der Wand   Er betrachtete ihre gelösten Glieder, ihr Haar, ihr schönes Gesicht, die Hüften, das Laken auf ihren Füßen. Plötzlich übermannte ihn das Gefühl, es sei dies das letzte Mal. Der Puls schlug ihm im Halse. Leise stand er auf. Die Augen weiteten sich. Fastrada erwachte. - »Hast du Barrali gerufen?« fragte er zitternd. - Sie starrte wie er auf die gekalkte Lehmwand. »Nein, Dom Barral, das hätte ich nie gewagt.« - Er steckte die Faust in die Zähne. »Hört Ihr nicht rufen?« -»Nein.« - »Seht Ihr nichts?« - »Nein, wirklich, ich sehe nichts.« - »Da!« Vor der weißen Wand loderte Judiths weißer Leib. Rote und blaue Flammen umgeisterten sie. Die Kupferwoge fing Feuer. Jetzt brannten die Hände, im Schoß verkrampft, jetzt schmorte die Haut, die Brust tropfte glühend.zu Boden, schwarze Pranken krallten sich um die rauchenden Schultern. Sie bog sich erstickend. Aus dem Schmelz der Zähne fuhr ihre Seele, unsichtbar dem Versucher, durch die Decke des Gemaches auf. »Gott sei ihrer Seele gnädig. Der Herr öffne ihr liebreich sein Paradies. Domna Fastrada, Eure Mutter wurde ermordet.«  -  Wolf von Niebelschütz, Kinder der Finsternis. Zürich 1989  (zuerst 1959)
 

Bild Wand

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