ierbrauer Kvasir der Weise soll gestorben sein. In Mitgard sagen die Leute zum Spaß, er sei an seiner eigenen Weisheit erstickt. »Da siehst du es«, sagt Loki. »Laß es dir eine Lehre sein!« Aber Odin ist bekümmert. Kvasir war die Stimme der Vernunft, und jetzt ist sie verstummt. Odin will sich nicht mit bloßen Gerüchten begnügen. Er will der Sache auf den Grund gehen. Er greift zu seinem Wanderstab und macht sich auf den Weg.
Bald entdeckt er, wie es zugegangen ist. Zwei Zwerge, Fjalar und Galar, haben Kvasir in ihr Reich gelockt. »Wir wollen mit dir sprechen, wo uns niemand stören kann«, sagten sie, und er folgte ihnen. Die Zwerge warfen sich über ihn und stachen mit scharfen Messern auf ihn ein. Das Blut spritzte aus seinen Adern, aber kaum ein Tropfen ging verloren; denn die Zwerge fingen es in zwei Krügen und einem großen Kessel auf. Dann mischten die Zwerge Honig in das viele Blut und brauten daraus einen Trank. Wer von diesem kostbaren Met trinkt, wird ein Dichter oder ein Weiser.
Doch die Zwerge wollen diesen Trunk mit niemandem teilen. Er soll ihr Geheimnis
bleiben. Trotzdem hat sich die Sache herumgesprochen. Denn die beiden gierigen
Zwerge waren mit dem Mord an Kvasir nicht zufrieden. Sie brachten auch noch
einen Riesen um, der ihnen im Wege war; und als dessen Frau ihnen mit ihrem
Jammer in den Ohren lag, haben sie einen Mühlstein auf ihren Kopf fallen lassen.
- Tor Åge Bringsværd, Die wilden Götter. Dt. Bearb. Tanaquil
u. Hans Magnus Enzensberger. Zeichnungen von Johannes Grützke. Frankfurt am
Main 2001
Bierbrauer (2)
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