ibliographie
Parodi kannte Carlos Anglada nicht: hatte nicht seine Sonette
Die greisen Pagoden (1912) studiert, nicht die pantheistischen Oden Ich
bin die Anderen (1921), nicht das ausschließlich in großen Buchstaben gedruckte
Wissen und Pissen (1928), nicht den Blut-und-Boden-Roman Tagebuch
eines Gauchos (1931), nicht eine einzige der Hymnen für Millionäre
(fünfhundert numerierte Exemplare und die Volksausgabe der Druckerei ›Forschungsreisende
des Don Bosco‹, 1934), nicht das Chorgesangbuch der Brote und der Fische
(1935), nicht, so skandalös es erscheinen mag, die gelehrten Anmerkungen des
Verlags Das Reagenzglas (Taucherfibel, gedruckt unter besonderer Aufsicht
des Minotaurus, 1939). Es schmerzt uns zu gestehen, daß Parodi in zwanzig
Jahren Strafvollzugsanstalt nicht die Zeit gefunden hatte, Der Weg Carlos
Angladas (Flugbahn eines Lyrikers) zu studieren. In dieser unentbehrlichen
Abhandlung berichtet José Formento, vom Meister selbst beraten, über seine verschiedenen
Schaffensetappen: den modernistischen Beginn; das Erfassen (zeitweilig das Paraphrasieren)
des Werkes von Joaquin Belda; die pantheistische Inbrunst von 1921, als der
Dichter, begierig nach voller Einheit mit der Natur, jede Art von Schuhwerk
ablehnte und hinkend und blutend zwischen den Beeten seiner eleganten Villa
in Vicente López umherwandelte; die Ablehnung des kalten Intellektualismus;
dann jene schon allgemein berühmten Jahre, da Anglada sich nicht scheute, in
Begleitung einer Gouvernante und einer chilenischen Ausgabe von D. H. Lawrence,
die Teiche im Park von Palermo zu besuchen, angetan mit knabenhaftem Matrosenanzug,
versehen mit Bogen und Roller; das nietzschehafte Erwachen, aus dem die Hymnen
für Millionäre sprossen, ein Werk der Bejahung des Aristokratischen, das
auf einem Artikel Azorins basierte und dessen sich der populäre Katechumene
des Eucharistischen Kongresses sehr bald schämen sollte; schließlich der Altruismus
und das Untertauchen in der Provinz, wo der Meister das Allerneueste, das Aufkommen
stummer Dichter, seinem kritischen
Skalpell unterzieht. - H. Bustos Domecq: Sechs Aufgaben für Don Isidro Parodi, nach:
Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares: Mord nach Modell. Frankfurt
am Main 1993
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