ewußtmachung   In jedem Fall bewies das häufige Vorkommen des Ausdrucks »Bewußtmachung« in den Überschriften und Inhaltsangaben der einzelnen Beiträge, daß auch dieses Blatt von einer »tiefgreifenden Unruhe« kündete, wobei die, welche sich in der Gemeinde des Don Pezza manifestierte, nicht einmal die ungewöhnlichste zu sein schien.

Pezza, der Mann mit der Mistgabel und der Bierflasche auf dem Müllberg hatte sich freilich nicht darauf beschränkt, mit Hilfe einer Gruppe von Freiwilligen die öffentlichen Anlagen in einem Stadtviertel an der Peripherie von Turin zu säubern. Diese umweltfreundliche Unternehmung, an drei Samstagen wiederholt und dann infolge offiziöser Proteste der Gewerkschaft der Straßenkehrer wieder aufgegeben (das Dossier enthielt Fotokopien des diesbezüglichen Briefwechsels), war nur eine der ersten Initiativen des Pfarrers von Santa Liberata gewesen. Offenbar war er ein sich unablässig weiterentwickelnder Mann, der verblüffend häufig Gelegenheit zu Bewußtmachungen fand.

Da gab es eine Diskothek in einem Keller der Via Bonelli (Meldung der Feuerwehr, die sie nach vierzehn Tagen geschlossen hatte), in der man ausschließlich religiöse Musik zu hören bekommen hatte; ferner eine Flugblattaktion und eine (genehmigte) Demonstration für einen irischen Priester, in dessen Haus in Belfast man 114 Kilogramm Sprengstoff gefunden hatte; dann die Organisation von »bipolaren« Rundgesprächen zwischen »Nichtsehenden« (Blinden) und »Hörbehinderten« (Taubstummen) zwecks Erarbeitung einer »gemeinsamen Strategie«; oder das (von der Direktion der ehemaligen psychiatrischen Klinik von Collegno zurückgewiesene) Ersuchen, mit einer von Schizophrenen verkörperten »Lebenden Krippe« auf eine kurze Tournee durch Piemont zu gehen; und schließlich fehlte nicht ein Bändchen mit Versen (Der übersehene Bruder von Alfonso Pezza, Verlag der Eichel, Como), das ein eifriger Wachtmeister (man konnte nie wissen!) den übrigen Dokumenten hinzugefügt hatte.   - Fruttero & Lucentini, Wie weit ist die Nacht. München 1989