Hippasus muß überglücklich gewesen sein ob dieser Entdeckung, sein Meister allerdings war es nicht. Pythagoras hatte das Universum auf rationale Zahlen gegründet, und die Existenz von irrationalen Zahlen stellte diese Idealvorstellung in Frage. Auf Hippasus' Einsicht hätte eine Zeit der Diskussionen und des Nachdenkens folgen sollen, während der sich Pythagoras mit dieser neuen Springquelle von Zahlen hätte abfinden müssen. Er war jedoch nicht bereit hinzunehmen, daß er im Unrecht war, und gleichzeitig auch nicht in der Lage, Hippasus' Argument mit der Kraft logischer Schlüsse den Boden zu entziehen.
Zu seiner ewigen Schande verurteilte er Hippasus zum Tode
durch Ertränken. - (ferm)
Beweis, mathematischer (2) Der
Beweis ist ein Götze, vor dem der Mathematiker sich
foltert. - Sir Arthur Eddington
Beweis, mathematischer (3) Ramanujans
Vorstellung davon, was einen mathematischen Beweis ausmacht, war höchst schattenhaft.
All seine Ergebnisse, neu oder alt, richtig oder falsch, hatte er durch einen
Vorgang erlernt, bei dem sich Beweis, Intuition und Induktion vermischten und
von dem er keinerlei kohärente Rechenschaft ablegen konnte... Am erstaunlichsten
fand ich seine Einsicht in algebraische Formeln, Transformationen von unendlichen
Reihen und so weiter. Auf diesem Gebiet habe ich sicherlich niemals einen ihm
Gleichwertigen getroffen... Er arbeitete, viel mehr als die meisten Mathematiker,
mit der Induktion von numerischen Beispielen, und das in einer Weise, die oft
wirklich verblüffend und in seiner Zeit beispiellos war. - Sir
G. H. Hardy,
nach (
bar
)
Beweis, mathematischer (4) Pierre de Fermat, Jurist von Beruf, aber Mathematiker aus Berufung, hatte in seinem Exemplar des klassischen Texts Arithmetica des Diophantus gelesen und war dabei auf eine Seite gestoßen mit der Gleichung
a2 + b2 = c2
Er erkannte sofort, daß diese Gleichung unendlich viele Lösungen für a, b und c besitzt, und dann schrieb er den folgenden berüchtigten Kommentar an den Rand:
Die Gleichung
an + bn = cn
hat Lösungen in positiven ganzen Zahlen a, b, c und n nur wenn n = 2 (und
dann gibt es unendlich viele Tripletts, a, b und c, die diese Gleichung erfüllen)
- aber für n>2 gibt es keine Lösungen. Ich habe einen wahrhaft wunderbaren
Beweis für diese Behauptung entdeckt, für den der Rand unglücklicherweise jedoch
zu schmal ist.
- (
hof
)
Beweis, mathematischer (4) Vielleicht besteht starke
Ähnlichkeit zwischen musikalischer Komposition
und mathematischem Denken. Man könnte annehmen, daß ein mathematischer Beweis
durch logisches Fortschreiten entsteht, wobei jeder Schritt auf dem vorangegangenen
aufbaut. Doch das Konzipieren einer neuen Argumentation geht tatsächlich selten
so vor sich. Die Konstruktion einer mathematischen Beweisführung erfordert Ganzheitlichkeit
und einen scheinbar vagen Begriffsinhalt; und dies hat unter Umständen wenig
mit dem Zeitaufwand für das vollständige Erfassen eines Schritt für Schritt
präsentierten Beweises zu tun. - Roger Penrose,
Computerdenken. Des Kaisers neue Kleider Oder Die Debatte um Künstliche Intelligenz,
Bewußtsein und die Gesetze der Physik. Heidelberg 1991
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