ettrand   Sie hatte ihre bluse abgelegt, und ihr schwerer busen hing schalkhaft drohend über dem mauergrauen allerweltsgesicht dieses feinseinwollenden pinkels, der dalag und schwieg, als kämpfe er mühsam gegen verschlagene winde an. Rasche rechnung - gute freunde .. sagte sie endlich. Wieviel bin ich dir wert? Der lausige heimpariser zog seinen lamanacken ein und schwieg beharrlich ein stück weiter. Das geduldige mädchen setzte sich an den bettrand, die dadurch sehr belastete eisenschiene bog sich sichtlich: weißt du, fuhr sie in ihrer simplen und doch so einnehmenden art fort, für die arbeiter hab ich da meine eigenen preise, aber bei dir . . Sie unterbrach sich für einen augenblick . . bei dir würd ich es gratis und franko tun, du gefällst mir, du bist ein feiner, ein besserer . . Kannst mir ja nachher was schenken, muß ja nicht gleich ein blauer lappen sein . .

Da lag er nun, dieser zierbengel, dieser salon-tiroler, dieser stadtfrack, dieser reithosenbesudler, dieser roßapfelschnüffler, dieser furzkistengandhi, dieser blaugrüne nasenpoppel, dieser pensionierte schimpanse, dieser mehlsiebscheißer, dieser fußkranke doppelnurmi, dieses wabbelweiche sülzknie, diese steißgeburt in reinkultur, diese lagunenleiche, dieser milchmann im strandbad, dieser rinnäugige pissoirwurm, dieser geifernde astlochpimperer . .

Jawoll, meine freunde, da lag er mit vollen hosen - und sein knisternder backenbart flatterte nicht mehr nach links und nach rechts, wie hartnäckiger efeu klebte er am bröckelnden verputz seiner wangen. Ein ebenso erbärmliches wie abstoßendes bild eines menschen, dem von jugend an alles in den schoß gefallen ist!   - H. C. Artmann, How much, schatzi? Frankfurt am Main 1971

Bettrand (2)
 

Bett

 

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