ettlerin Das
Ende dieses Weibes war so erstaunlich wie ihr Anfang.
Üppig blühend in ihrer blendenden Umgebung, von raschem, geistvollem Witz, rosafarben
von Obszönitäten, setzte sie gegen Ende ihre kleinen Füße, einst der Stolz nicht
nur ihrer selbst, in den abgenutzten Pantöffelchen auf eine Binsenmatte, legte
die starken, geschickten Hände {Trophäen ihrer früheren Manöver) in den Schoß,
die Seide, aus der einst Amelias Hochzeitskleid gemacht worden war, den Hals
von den barbarischen Gaben ihrer Enkel umrahmt, mit Schnüren befestigte Talmisteine,
geschnitzte Knochenstücke aus Wendells müßig spielenden Fingern. Das kräftige
graue Haar über den Rücken hängend, so saß sie an einem Tisch, von ihrem Sohn
aus Packkörben hergestellt, mit Taubenlöchern tatsächlich für die Vögel - die
freilich längst fortgeflogen waren -, tauchte einen Federhalter aus einem Stück
Schindel und einer Hühnerfeder in Tinte aus Ruß und schrieb mit eleganter Schrift
jene vornehm formulierten, jene überlegen konzipierten Bettelbriefe, die ihre
Familie seit zehn Jahren vor dem Sie schwächte ihre Kraft niemals durch den
Mangel an Verschwiegenheit, wie er zu manchen Zeiten wegen der Schwäche irgendeines
Priesters eine Religion zu unterminieren drohte, der den Glauben zwischen Substanz
und Repräsentanz schwanken ließ; sie hielt ihren Geheimfrieden nicht weniger
tapfer als irgendein Papst. Auch nicht annähernd der Schatten eines unfein erworbenen
Groschens ließ die Familie erraten, bis lange nach ihrem Tod, daß sie eine Bettlerin
von äußerst hartnäckiger Verwegenheit gewesen war, daß sie gelogen und geweint
und die reizende alte Dame gespielt hatte, zum anteiligen Verderben jedes reichen
Mannes im Lande sowie eines Präsidenten der Staaten.
Wenn jemand sie, nicht sehr kluger Weise, zu diesem Thema befragte, lächelte
sie und sagte: »Ich schreibe«, und sie schrieb. In die aberhundert Bettelbriefe
ging die ganze Sophia Grieve Ryder ein, ihre List, ihr Humor, ihre Verstellung,
ihre Demut, und stets waren sie, mit unbeirrbarer Treue zu ihrer ursprünglichen
Entdeckung des Weges zum menschlichen Herzen, mit »Mutter« unterzeichnet. -
(ryder)
Bettlerin (2)
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