Bett, vierschläfriges    Weil ihr Falananna in allen Dingen schwach und lahm, in der Liebe aber nachgerade lendenlahm war, beschloß Mante als kluges Weib, sich Bernas zu bedienen, damit er das Werk vollende, bei dem ihr Gatte es so sehr fehlen ließ; denn da sie gesund und kräftig war, konnte sie sich nicht mit kleinen Happen zufrieden geben. Sie sprach daher mit ihrer Mutter über die Sache und brachte es dahin, daß diese Mitleid mit ihr empfand und zu ihr sagte: »Liebe Tochter, laß mich nur machen, sei unbesorgt, du sollst bald zufrieden sein.«

Damit ging sie den Liebhaber aufsuchen, der noch sehnlicher als Mante das Spiel der Liebe wünschte, und sie beschlossen, daß Berna nach Mitternacht erscheinen, ein gewisses Zeichen geben und die Tochter von ihrem Kummer befreien solle. Er ließ sich das nicht zweimal sagen,  gab zur verabredeten Stunde das Zeichen und wurde von Mona Antonia ins Haus und dann neben seine Mante ins Bett gelassen. Sie hatten nur ein Bett nach der alten Mode, das so geräumig war, daß alle drei auf einem Kopfkissen ruhten und jeweils eine Elle auseinander lagen. Mante in der Mitte, die Mutter auf der einen und der Gatte auf der anderen Seite. Nachdem Berna, just als Falananna eingeschlafen, zwischen Mona Antonia und der Tochter ins Bett geschlüpft war, hielt er sich nicht mit langen Zeremonien auf, sondern besprang sie wie ein hungriger Wolf. Der guten Frau schien das eine andere Nummer, was Berna da machte, und sie meinte eine andere Wonne und Befriedigung zu empfinden, als sie mit ihrem Gatten zu fühlen pflegte, und sie begann daher, sich so heftig zu bewegen und zu zappeln, so laut zu seufzen und zu stöhnen, daß Falananna, der einen leichten Schlaf hatte, aufwachte. Und als er das Wiegen verspürte und das süße Stöhnen vernahm — waren sie ihm doch näher als eine Reihe Dachziegel der anderen - streckte er die Hand aus und fühlte Berna auf seiner Stute, die er im Saus galoppieren ließ. Da rief er, im Glauben, es sei die Mutter: »Mona Antonia, was macht Ihr da? 0 weh! Seht Euch vor, daß Ihr mir meine Frau nicht schwängert.«

Als Mona Antonia höchst zufrieden über das Glück ihrer Tochter, wachte, Falananna hörte, näherte sie, um zu verhüten, daß der Gatte die Anwesenheit Bernas merkte, ihren Kopf dem ihrer Tochter und antwortete: »Mach' dir keine Sorge, daß ich sie dir schwanger mache, o nein! Weh mir Armen! Ich muß sie in der Nabelgegend reiben, war die Ärmste doch dem Sterben nahe, so große Schmerzen hat ihr vor wenigen Augenblicken noch die Gebärmutter verursacht! Hör, wie sie wimmert!«

Als Mona Antonia diese Worte sprach, waren die beiden just auf dem Gipfel der Liebesseligkeit, und daher rief Mante im Übermaß der Wonne zweimal: »O weh! O weh! Ich sterbe, ich vergehe!« Da fing Falananna an zu schreien: »Wart', wart', ich gehe den Priester holen, wart', liebe Frau, stirb noch nicht, weh mir! Stirb nicht, bevor du gebeichtet hast!«

Und schon war er aus dem Bett gesprungen und suchte, da es finster war, das Licht anzuzünden, als Mante, die das hörte, zu ihm sagte: »Lieber Gatte, bedankt sei die heilige Nafissa, die Schutzheilige der Gebärmutter: ich bin geheilt, ich bin wieder zum Leben erwacht, kehrt wieder ins Bett zurück und habt keine Angst: ich habe gar keine Schmerzen mehr.« Berna, der sein Fäßchen auch bis auf den letzten Tropfen geleert hatte, war von Mante heruntergestiegen und hatte sich zwischen sie und die Mutter gelegt.   - Antonfrancesco Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)

Bett, mehrschläfriges

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