Bett, ungemachtes (2) Ich paßte nicht auf, wo ich hintrat, und stolperte über etwas, als ich dem Fuß der vorstehenden Chaiselongue auswich.
Ein Fuß oder ein Bein, das auf der anderen Seite hervorstand. Was ich bis jetzt für einen weggeworfenen Pantoffel gehalten hatte. Selbst von da, wo ich im Augenblick stand, sah es immer noch wie ein Durcheinander von Bettzeug aus, ein achtlos hingeworfenes Negligé und eine Sofadecke vielleicht, ineinander verwickelt und in einem nachlässigen Haufen auf den Boden fallen gelassen, an dieser Stelle, wäre da nicht die scheußliche Eindeutigkeit dieses unverkennbaren, in Seide gehüllten Beins gewesen.
Ich stieß wahrscheinlich einen unterdrückten Schrei aus. Ich kann mich nicht erinnern. Ich beugte mich zitternd hinab und schob eines der Kissen beiseite. Es war aus korallenfarbenem Satin, so weich, so harmlos. Aber irgend jemand hatte sie damit erstickt.
Obwohl kein Mann ihr so viel wie die Luft zum Atmen bedeutet hatte, hatte ihr einer den Atem genommen, und sie war tot.
Ich bereute es, daß ich mich an dem Kissen zu schaffen gemacht hatte, das
alles verdeckte. Denn diese zur Grimasse verzerrte, blutunterlaufene Maske mit
der heraushängenden Zunge hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit der Photographie
im Kristallrahmen dort drüben. - Cornell Woolrich, Der schwarze Engel.
Zürich 1988 (zuerst 1943)
Bett,
ungemachtes (3) Er überlegte: war das am
Ende ein Schlafzimmer? = In einer Ecke des Zimmers, wo das Grün sich noch dichter
und höher rankte, stand nämlich unter einem rosigen Baldachin, der jenen ähnelte,
die man bei Leichenbegängnissen verwendet, eine Bettstatt mit zerwühltem, noch
nicht gemachtem Oberbett. Daneben lagen auf zwei Sesseln Haufen getragener Frauenkleider.
Kleidersäume und Ärmel mit zerknitterten Spitzen und Falbeln hingen auf den
Teppich herab, auf dem hie und dort Bändchen, Zigarettenreste und Bonbonpapier
herumlagen ... Unter dem Bett schauten die bald stumpfen, bald scharf zulaufenden
Spitzen einer großen Reihe verschiedenartiger Schuhe vor. Und dem Leutnant war
fast, als käme der aufdringliche Jasminduft nicht von den Blüten, sondern als
dringe er aus dem Bett zu ihm und von der Reihe der Schuhe. -
Anton Tschechow, Morast. Nach (tsch)
|
||
|
||