etrübnis Von
dem betrübten Schicksal der sechs Grönländer, die man auf der ersten Reise nach
Dänemark brachte, hat man angemerkt, daß sie, ohnerachtet aller freundlichen
Behandlung und guten Versorgung mit Stockfisch und Tran, dennoch oft mit betrübten
Blicken und unter jämmerlichem Seufzen gen Norden nach ihrem Vaterlande gesehen
und endlich in ihren Kajaken die Flucht ergriffen haben. Durch einen starken
Wind wurden sie an das Ufer von Schonen geworfen und nach Kopenhagen zurückgebracht,
worauf zween von ihnen vor Betrübnis starben. Von den übrigen sind ihrer zween
nochmals entflohen und ist nur der eine wieder eingeholt worden, welcher, so
oft er ein kleines Kind an der Mutter Halse gesehen, bitterlich geweinet (woraus
man geschlossen, daß er Frau und Kinder haben müsse, denn man konnte nicht mit
ihnen sprechen, noch sie zur Taufe präparieren). Die zween letzten haben zehn
bis zwölf Jahre in Dänemark gelebt und sind bei Coldingen zum Perlenfischen
gebraucht, aber im Winter so stark angestrengt worden, daß der eine darüber
gestorben, der letzte nochmals entflohen und erst dreißig bis vierzig Meilen
weit vom Lande eingeholt worden, worauf er ebenfalls aus Betrübnis sein Leben
geendet. - Cranz,
nach:
Johann Gottfried Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit
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