Alle waren am Saufen. Alle waren am Rauchen. Alle hatten eine Mordsgaudi. Auf einem Foto war meine Mutter zu sehen.

Sie stand an der Bar. Sie trug weiße Schwesterntracht und eine hüftlange Windjacke. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Ich erkannte ihre Beine und Hände. Sie hatte einen Drink und eine Zigarette in der Hand. Ein Mann beugte sich zu ihr herüber, um sie zu küssen. Seine linke Hand schwebte in der Nähe ihrer rechten Brust.

Bill befragte die Airtek-Mitarbeiter. Die meisten von ihnen erinnerten sich an meine Mutter. Bill brachte die Befragungen zu Papier und schickte mir die Niederschriften. Die Details hauten mich komplett von den Socken.

Airtek war das reinste Freudenhaus. Bei Airtek wurde hart gearbeitet und doppelt so hart sich verlustiert. Die Leute kamen zu Airtek. Sie steckten sich mit dem Airtek-Virus an und gaben ihren Ehefrauen und -männern den Laufpaß. Der Airtek-Virus war das Allerschärfste. Es war das Boogie-Woogie-Fieber. Bei Airtek gab es einen Swinger-Club. Jean verließ Packard-Bell und kam zu Airtek. Ruth Schienle und Margie Stipp stießen hinzu. Margie war inzwischen tot. Ruth war verschwunden. Jean war eine schöne Frau. Sie trank zuviel. Sie wußte es. Sie trank auch nach Airtek-Maßstäben zuviel. Die Airtek-Maßstäbe waren alles andere als streng. Sie zechte in Julie's Restaurant in der Nähe des Coliseums. Sie zog die Mittagspause in die Länge, um noch ein paar Drinks zu nehmen. Nick Zaha arbeitete bei Airtek. Er hatte was mit Jean. Die Airtek-Männer tranken gern einen über den Durst. Jean gab ihnen B-1-Spritzen gegen den Kater. Die Airtek-Jungs veranstalteten eine Totenfeier für Jean. Sie spielten immer und immer wieder das Johnny-Mathis-Stück »Chances Are«. Jean betrank sich auf einer Airtek-Feier und ließ sich von einem Gabelstapler bis zur Decke des Hauptlagerhauses hochheben.   - James Ellroy, Die Rothaaarige. Berlin 1999 (zuerst 1996)