Bestiarium (2)
Bestiarium ohne Vornamen der Elefant ist in den Millimeter verliebt die Schnecke ist stolz der Adler hat Gebärden von vermutlicher Leere der Löwe trägt einen Schnurrbart
die Languste klettert vom Mast Die Kuh schlägt den Pergament-Weg ein die Schlange springt pickend
und prickelnd der apathische Paradiesvogel die Nachtigall Schwester der
Sphinx der Floh trägt seinen rechten Fuß |
Bestiarium (3) In drei nachfolgenden Sonntagsnummern der Prager Presse erschien ein Feuilleton Großes Literarisches Bestiarium von Franz Blei. Der Verfasser beschrieb die verschiedensten Schriftsteller und Dichter als Fische, Vögel, Maulwürfe, Hasen und so weiter. Über Kafka sagte er unter anderem, daß das ein besonderer Vogel sei, der sich von bitteren Wurzeln nähre.
Ich befragte Kafka über Franz Blei. »Das ist eine alte, langjährige
gute Bekanntschaft von Max Brod«, sagte er lächelnd.
»Blei ist riesig gescheit und witzig. Es ist immer lustig, wenn wir mit
ihm zusammenkommen. Die Weltliteratur defiliert in Unterhosen an unserem
Tisch vorbei. Franz Blei ist viel gescheiter und größer als das,
was er schreibt. Das ist auch ganz natürlich, da es nur eine hingeschriebene
Unterhaltung ist. Der Weg vom Kopf zur Feder ist aber viel länger und schwieriger
als der Weg vom Kopf zur Zunge. Da geht manches verloren. Franz Blei
ist ein nach Deutschland verirrter orientalischer Anekdotenerzähler.« -
Gustav Janouch,
Gespräch
e
mit
Kafka
. Aufzeichnungen
und Erinnerungen. Frankfurt am Main 1981 (Fischer Tb. 5093, zuerst 1954)
Bestiarium (4)
Die Lerch trierieret ihr Tiretilier, |
- Johann Klaj, nach: Gustav René
Hocke, Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchimie und esoterische Kombinationskunst.
Reinbek bei Hamburg 1969 (rde 82/83, zuerst 1959)
Bestiarium (5)
Quatre fascinants I Der Stier Niemals ist Nacht, wenn du stirbst, Liebesraubtier, Wahrheit im Schwert, II Die Forelle Ufer, ihr sinkt ein unterm Schmuck, III Die Schlange Fürstin des Widersinns, laß mein Lieben, Vergeltung deinen Farben, milde Schlange, IV Die Lerche Äußerste Glut des Himmels und erstes Erglühn des Tages, Die bezaubernd uns bannt, wird durch Blendwerk erlegt. |
- René Char, nach
(mus)
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