estattungsunternehmen
Sie durchsuchten Schubladen, Schreibtischfächer, Schränkchen, sogar zwei
Cutaways, die in einem Schrank hingen, aber alles, was sie herausfanden, war,
daß von der Star-Leichenhalle eine schöne Beerdigung
inklusive zweier Autos für die Trauernden für nur siebenundneunzig Dollar und
fünfzig Cents ausgerichtet werden konnte. Crane entdeckte eine Literflasche
Dewar's White Label (sein Lieblingswhiskey), die in der untersten Schublade
eines Aktenschränkchens aus Ahornholz stand, und, da er sich dachte, daß sie
dort zur Benutzung für allzu ergriffene Angehörige bereitgehalten wurde, zog
er den losen Korken heraus und nahm einen langen Schluck.
Er ließ die Flasche fallen, schloß die Augen, griff sich an die Kehle
und versuchte zu schreien, aber er konnte nicht. Seine Sprechmuskeln hatten
sich verkrampft. Er konnte fühlen, wie die Innenwand seines Magens weggebrannt
wurde. Er wankte blindlings durch den Raum.
O'Malleys Augen glotzten mit verblüffter Bestürzung. Crane taumelte zu dem
Wassertank, schüttele ein Glas lauwarmen Wassers nach dem anderen die Kehle
hinunter, verschüttete einiges auf sein Jackett. Sein Atem kam stoßweise. »Um
Gottes willen!« rief O'Malley. »Was ist los?« Crane deutete mit seiner freien
Hand dramatisch auf die Dewar's-Flasche, sagte zwischen zwei Schlucken: »Einbalsamierungsflüssigkeit.«
- Jonathan Latimer, Leiche auf Abwegen. Zürich 1988 (detebe 21592, zuerst
1936)
Bestattungsunternehmen (2) Ein schönes
Mädchen, sagten sie, sei Iris gewesen. Das Gesicht in dem Sarg hatte eine entfernte
Ähnlichkeit mit dem Gesicht, an das er sich erinnerte, doch es war wie einem
Malbuch entnommen. Der jüngere Mr. Bertoia hatte es in roten und rosa Tönen
angemalt und dazu noch um die geschlossenen Augen purpurne Schatten gelegt.
Zwar hatte er sich an die Konturen des Gesichts gehalten, doch entstanden war
ein farbiger Iris-Cartoon. Einen Augenblick ging Vincent die Idee durch den
Kopf, den jüngeren Mr. Bertoia zur Strafe genauso bunt zu bemalen. Eine kreideweiße
Haut, schwarze Augenbrauen, knallrote Wangen , und einen Clownsmund, der ihn
zu ewigem Lächeln verdammen würde. Dies konnte nicht Iris sein. Die Iris, die
er kannte, war noch am Leben...
Nur daß schon im ersten Polizeibericht mit schwarzem Filzstift geschrieben
stand: Aufgefunden nachts um ein Uhr zehn, ohne jedes erkennbare Anzeichen von
Leben. Im Bericht des Dezernats für Schwerstkriminalität von Atlantic County
hieß es: Im Shores Memorial Hospital in Somers Point konnte nur noch der Tod
festgestellt werden. Der Untersuchungsbericht der Ärzte bestätigte das. Sie
war tot, ohne jeden Zweifel.
Wer aus der obersten Etage eines Hochhauses
gefallen, achtzehn Stockwerke in die Tiefe gestürzt und auf dem Straßenpflaster
aufgeschlagen war, konnte nichts anderes sein als tot. - Elmore Leonard, Glitz. München 1988