eständigkeit  ist eine gute Eigenschaft bei einem Liebhaber, aber sie hat keine Anmut; eher das Gegenteil: man hat den Eindruck eines braven Ehemanns.

Alles, was nach Gleichförmigkeit riecht, nach gesetztem Verhalten, kurz alles nur Schätzenswerte, ist in den Augen der Liebe zu nüchtern. Sie möchte mehr Anmut als Tugend. Daher sind die beständigen Liebhaber nicht die am meisten geliebten. Die Beständigkeit verleiht ihnen etwas Ernstes und Beherrschtes, das die Liebe gefrieren läßt und nicht mehr zu ihrer Ausgela  ssenheit paßt.

Dennoch lobt man solche Liebhaber zunächst sehr; schließlich aber verliert man den Geschmack an ihnen. In der Liebe ist Streit besser als Lob. Halte die Menschen stets im Ungewissen, wiege sie nie in Sicherheit. Wirke eher schuldig als allzu unschuldig. Zumindest mußt du mit Geschick beständig sein, ich meine, man darf nie eindeutig wissen, ob du es sein wirst, und nicht einmal, ob du es bist.   - (mariv)

Beständigkeit  (2)   Alles Beständige büßt seine Eindruckskraft ein. Alles, was die Wände unseres Lebens bildet, sozusagen die Kulisse unseres Bewußtseins, verliert die Fähigkeit, in diesem Bewußtsein eine Rolle zu spielen. Ein lästiges dauerndes Geräusch hören wir nach einigen Stunden nicht mehr. Bilder, die wir an die Wand hängen, werden binnen wenigen Tagen von der Wand aufgesogen; es kommt äußerst selten vor, daß man sich vor sie hinstellt und sie betrachtet. Bücher, die man, halb gelesen, in die prächtigen Bänderreihen der Bibliothek einstellt, liest man nie mehr zu Ende. Ja, es genügt bei empfindlichen Personen, daß sie ein Buch, dessen Anfang ihnen gefallen hat, kaufen, und sie werden es nie wieder in die  Hand nehmen. In diesem Fall wird der Vorgang schon  aggressiv; man kann seinen unerbittlichen Ablauf aber auch an höheren Gefühlen verfolgen, und dann ist er es immer, zum Beispiel im Familienleben. Dort scheidet sich mit dem Satze: Muß ich dir denn in jeder Viertelstunde erneut sagen, daß ich dich liebe?! - unzähligemal der feste eheliche Besitz von der flatterhaften Lust. - (nach)

Beständigkeit  (3)  Welche Transformierbarkeit besitzt das Unsere, das Angerichtete noch? Allem Anschein nach keine mehr. Wir sind in die Beständigkeit des sich selbst korrigierenden Systems eingelaufen. Ob das noch Demokratie ist oder schon Demokratismus: ein kybernetisches Modell, ein wissenschaftlicher Diskurs, ein politisch-technischer Selbstüberwachungsverein, bleibe dahingestellt. Sicher ist, dieses Gebilde braucht immer wieder wie ein physischer Organismus den inneren und äußeren Druck von Gefahren, Risiken, sogar eine Periode von ernsthafter Schwächung, um seine Kräfte neu zu sammeln, die dazu tendieren, sich an tausenderlei Sekundäres zu verlieren. Es ist bislang konkurrenzlos, weder Totalitarismus noch Theokratie brächten etwas Besseres zum Wohl der größtmöglichen Zahl zustande als dieses System der abgezweckten Freiheiten. Natürlich gilt das nur solange, wie wir davon überzeugt sind, daß allein der ökonomische Erfolg die Massen formt, bindet und erhellt. Nach Lage der Dinge dämmert es manchem inzwischen, daß Gesellschaften, bei denen der Ökonomismus nicht im Zentrum aller Antriebe steht, aufgrund ihrer geregelten, glaubensgestützten Bedürfnisbeschränkung im Konfliktfall eine beachtliche Stärke zeigen werden. Wenn wir Reichen nur um minimale Prozente an Reichtum verlieren, so zeitigt das in unserem reizbaren, nervösen Gefüge nicht nur innenpolitische Folgen, sondern vor allem abrupte Folgen der politischen Innerlichkeit, den impulsiven Ausbruch von Unduldsamkeit und Aggression. - Botho Strauss. Anschwellender Bocksgesang, nach (enc)

Beständigkeit  (4)

- Charles M. Schulz, This is your life, Charlie Brown! London 1969 (Hodder Fawcett Coronet Books, zuerst ca. 1960)

 

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