esserwisser  Schon für Plinius Secundus war das Krokodil ein vierfüßiges Ungeheuer, das im Wasser ebenso wie an Land Schaden anrichtet; seine Zähne stünden so dicht beisammen wie die eines Mannes; sein Panzer widerstehe jeglichen Schlägen. Tagsüber liege es am Ufer des Nil, die Nacht verbringe es, der Wärme wegen, im Wasser. Ein Vogel namens Trochilus oder Königsvogel hüpfe in sein weit geöffnetes Maul, um ihm die Zähne und den Rachen zu putzen. Das bösartige Ichneumon-Tier warte bei dieser Operation darauf, daß das also lustvoll gepflegte Krokodil eingeschlafen sei, und dann fahre es wie ein Geschoß durch den Rachen und nage an seinen Eingeweiden.

Auch der hundert Jahre jüngere Claudius Aelianus hält diese Panzerechse für bösartig, aber sie sei auch ängstlich und fürchte sich vor den lauten Schreien der Menschen und ihren Angriffen. An Augen, Armhöhlen und Bauch sei sie durchaus zu verwunden, ihr Panzer jedoch sei undurchdringbar. Die Geschichte mit dem Ichneumon klingt bei Aelian ein wenig anders: Dieses listige Tier versuche zwar, dem Krokodil an die Kehle zu fahren und habe es auch schon in mehreren Fällen erstickt, aber der Putzvogel schreie dann laut, schlage das Krokodil auf die Nase, wecke es auf und hetze es auf seinen Gegner.

Aelian weiß auch, wie das Krokodil mit seinen Jungen verfährt: Wenn eines aus dem Ei schlüpfe und sich gleich auf die Jagd nach einem Insekt oder Würmchen mache, werde es als Sprößling in die Familie aufgenommen; wenn das Junge jedoch untätig bleibe und keine Lust zur Selbstversorgung zeige, werde es von den Eltern nicht anerkannt und sofort zerrissen. - (schen)

Besserwisser (2) WOLLÜSTIG - Voluptueux (Grammatik). Wollüstig ist derjenige, der sinnliche Vergnügen liebt. In diesem Sinne ist jeder Mensch mehr oder weniger wollüstig. Die, welche irgendeine strenge Lehre verkünden, die uns das Empfindungsvermögen unserer Organe, die wir von der Natur bekommen haben, damit die Erhaltung der Art sowie die Selbsterhaltung auch ein Gegenstand des Vergnügens sei, ebensosehr zum Vorwurf machen will wie die Menge jener Gegenstände, die dazu bestimmt sind, dieses Empfindungsvermögen auf hunderterlei angenehme Art & Weise zu erregen, sind böse Krakeeler, die man in Irrenhäuser einschließen sollte. Gern würden sie dem Allmächtigen dafür danken, daß er Stacheln, Dornen, Gifte, Tiger, Schlangen, kurz alles Schädliche & Böse geschaffen hat, was es nur gibt, & sie sind durchaus bereit, ihm die Kühle, das frische Wasser, die erlesenen Früchte, die köstlichen Weine, kurz jene Beweise der Güte & Wohltätigkeit vorzuwerfen, die er unter die Dinge, die wir schlecht & schädlich nennen, verteilt hat.

Ihrer Meinung nach sind Not & Schmerz nicht häufig genug auf unserem Weg zu finden. Sie wünschten, daß das Leid immer dem ßedürfnis vorausginge, es begleitete & ihm folgte; sie glauben Gott durch den Verzicht auf die Dinge, die er geschaffen hat, zu ehren. Sie bemerken dabei eines nicht: Wenn sie gut daran tun, auf sie zu verzichten, so hat er schlecht daran getan, sie zu schaffen; sie sind also weiser als er; sie haben die Falle, die er ihnen gestellt hat, erkannt & gemieden. - Diderot, (enc)

Besserwisser (3)  »Ich ging nämlich«, sagt Sokrates, »zu den Dichtern. Von ihren Gedichten also diejenigen vornehmend, welche sie mir am vorzüglichsten schienen ausgearbeitet zu haben, fragte ich sie aus, was sie wohl damit meinten, auf daß ich auch zugleich etwas lernte von ihnen. Schämen muß ich mich nun freilich, ihr Männer, euch die Wahrheit zu sagen: dennoch soll sie gesagt werden. Fast sprachen alle Anwesenden besser als sie selbst über das, was sie gedichtet hatten. Ich erfuhr also auch von den Dichtern in kurzem dieses, daß sie nicht durch Weisheit dichteten, was sie dichten, sondern durch eine Naturgabe und in der Begeisterung, eben wie die Wahrsager und Orakelsänger. Denn auch diese sagen viel Schönes, wissen aber nichts von dem, was sie sagen; ebenso nun ward mir deutlich, erging es auch den Dichtern. Und zugleich merkte ich, daß sie glaubten, um ihrer Dichtung willen auch in allem übrigen sehr weise Männer zu sein, worin sie es nicht waren. Fort ging ich also auch von ihnen mit dem Glauben, sie um das nämliche zu übertreffen . . .

... Zum Schluß nun ging ich auch zu den Handarbeitern. Denn von mir selbst wußte ich, daß ich gar nichts weiß, von diesen aber wußte ich doch, daß ich sie vielerlei Schönes wissend finden würde. Und darin betrog ich mich nun auch nicht; sondern sie wußten wirklich, was ich nicht wußte, und waren insofern weiser. Aber, ihr Athener, denselben Fehler wie die Dichter, dünkte mich, hatten auch diese trefflichen Meister. Weil er seine Kunst gründlich erlernt hatte, wollte jeder auch in den andern wichtigsten Dingen sehr weise sein; und diese ihre Torheit verdeckte jene ihre Weisheit. So daß ich mich selbst auch befragte,. . . welches ich wohl lieber möchte, so sein wie ich war, gar nichts verstehend von ihrer Weisheit und auch nicht behaftet mit ihrem Unverstände, oder aber in beiden Stücken so sein wie sie. Da antwortete ich denn mir selbst . . ., es wäre mir besser, so zu sein, wie ich bin.«

Was geht aus dem Vorhergehenden hervor, wenn nicht (ich entschuldige mich) eine gewisse Dummheit des Sokrates? Was für ein Einfall, einen Dichter zu fragen, was er gemeint habe. Und leuchtet es nicht ein, daß, wenn ausgerechnet er selbst es nicht zu erklären vermag, dies daher rührt, daß er es nicht anders sagen kann, als er es getan hat (denn sonst hätte er es bestimmt anders gesagt) ?

Und daraus folgere ich die Gewißheit, daß Sokrates den Dichtern und Künstlern unterlegen und nicht überlegen ist. Denn wenn Sokrates in dem Maße weise ist, in dem er seine Unwissenheit erkennt und nur weiß, daß er nichts weiß, und tatsächlich weiß er (außer diesem) nichts, so wissen der Dichter und der Künstler im Gegensatz dazu zumindest das, was sie in ihren am vorzüglichsten ausgearbeiteten Werken ausgedrückt haben.

Sie wissen es besser als jene, die es zu erklären vermögen (oder vorgeben, es zu können), denn sie wissen es in arteigenen Begriffen. Übrigens lernt jeder es in diesen Begriffen und behält es leicht auswendig.  - (frp)

Besserwisser (4) Die Idee von Antipoden findet sich schon bey den griechischen Weltweisen, und namentlich beym Plato, zu dessen Zeiten man die Kugelgestalt der Erde längstens aus Schlüßen kannte. Sehr viele Schriftsteller, z. B. Cicero (Quaest. Acad. IV. 39.), Plinius (H. N. II. 65.). Plutarch (De facie lunae) gedenken der Antipoden, zum Theil umständlich. Die Kirchenväter hingegen fingen an, sich sehr heftig gegen die Meinung von der Kugelgestalt der Erde zu erklären. Lactantius (Inslit. Divin. III. 24.) und Augustinus (De civit. Dei XVI. 9.) läugnen das Daseyn der Gegenfüßler, und Cosmas nennt die Vertheidiger der Runde der Erde homines nomine Christiano indignos, qui S. Scripturam abnegent, utpote quae mundum esse tabernaculum testetur. Im achten Jahrhunderte n. C. G. vertheidigte Vergilius, der aus Irland nach Bayern gekommen war, das Christenthum zu predigen, die Meinung von den Gegenfüßlern. Der bekannte Apostel der Bayern nnd Thüringer, Bonifaz, beklagte sich beym Pabste Zacharias, er lehre alium mundum sub terra, aliosque homines, und der Pabst antwortete: Vergilium philosophum a templo Dei et ecclesia depellito, si illam perversam doctrinam suerit confessus (Man s. Aventini annal. Boiorum L. III.). - Gehler, J. S. T., Physicalisches Wörterbuch

Besserwisser (5)

Besserwisser (6)  Als William Fly und seine Männer 1726 gefangen wurden, hatte Reverend Cotton Mather erneut Gelegenheit, gegen die Sünde der Piraterie zu predigen und den Verurteilten geistlichen Beistand zu leisten. Wie immer schrieb er die Gespräche auf und ließ sie drucken. Fly blieb verstockt. Er weigerte sich, zu Mathers Predigt am Sonntag vor der Hinrichtung zu kommen, und er zeigte keinerlei Reue. Einen kleinen Blumenstrauß in der Hand, schritt er trotzig zur Hinrichtungsstätte und grüßte auf dem Weg Leute in der Menge. Beschwingt sprang er das Gerüst hinauf, warf dem Henker vor, nichts von seinem Handwerk zu verstehen, und zeigte ihm, wie man den Strick fachmännisch um den Hals legt. - David Cordingly, Unter Schwarzer Flagge. München 2001 (dtv 30817, zuerst 1995)
 
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