esorgnis    Ein gewisses Ereignis macht mich besorgt, das am morgigen Tage stattfinden wird. Morgen, um sieben Uhr früh, wird sich ein unerhörtes Schauspiel vollziehen: die Erde wird sich auf den Mond setzen. Darüber hat ja auch der berühmte englische Chemiker Wellington geschrieben. Offen gestanden, ich fühle eine gewisse Herzensunruhe, wenn ich mir die außerordentliche Zartheit und Zerbrechlichkeit des Mondes dabei vorstelle. Das weiß jetzt doch schon jeder, daß der Mond in Hamburg gemacht wird - und dabei ist's noch ganz unsolide Arbeit. Ich wundere mich bloß, wie England dem so gar keine Aufmerksamkeit schenkt. Hergestellt wird er von einem lahmen Böttchermeister, und man sieht gleich, daß der Schafskopf aber auch keinen Schimmer von einem Monde hat. Er benutzt dabei ein geteertes Seil und zum Teil Baumöl: und daher ist auf der ganzen Erde dieser furchtbare Gestank, so daß man sich die Nase zuhalten muß. Und daher ist auch der Mond selbst eine so zarte Kugel, daß Menschen auf keine Weise dort leben können, und darum leben dort allein nur noch Nasen. Und gerade das ist auch der Grund, weshalb wir unsere Nasen nicht sehen können — weil sie ja alle auf dem Monde sind.  - Nikolai Gogol, Tagebuch eines Wahnsinnigen. In: N. G., Ausgewählte Erzählungen. Zürich 1979 (detebe 20624)
 
 

Erwartung

 

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