eschnüffeln
Der Zweite Graf, der sich beim ersten Geräusch aus seiner Ecke am Kamin erhoben
hatte, ging gesenkten Kopfes auf sie zu: geheimnisvoll und gefahrdrohend. Sie
roch ihn, ehe sie etwas sah. Ihre Augenzähne, die ungewöhnlich lang.waren, bleckten
mit wölfischen Warnzeichen. Sie kroch rückwärts, verwirrt von den vielen Begebenheiten,
die ihr letzthin widerfahren waren; die Flanke an der Wand. Armes Ding: sie
war nicht nur eine Wölfin, sondern saß in der Falle; nicht nur eine gefangene
Wölfin, sondern eine schottische Wölfin in fremdländischer Schlinge. Der Zweite
Graf näherte sich ihr mit verdächtigem Knurren. Sie
knurrte ebenfalls, steif und starr, mit abgewandtem Kopf, aus den Augenwinkeln
funkelnd. Der Graf hielt einen Schritt vor ihr inne. Er schnupperte und brummte
grollend. Sie stand unbeweglich. Er umschlich sie in einem Halbkreis, auf stelzigen
Beinen, und beschnupperte sie, während sie einen krummen Buckel machte. Einen
Augenblick lang verhielt auch er und fixierte sie von der Seite. Die beiden
Biester standen reglos. Dann wurde der Junge weich, schmolz dahin, ging furchtlos
auf sie zu und kratzte sie mit den Fingern seiner Pfote. Sie stürzte sich auf
ihn. Ihre Zähne waren auf seinen Nacken gerichtet, so daß der König erschreckt
eine angstvolle Bewegung machte. Doch der Graf legte sich auf den Rücken. Als
freundschaftlich-beschwichtigende Geste wedelte er mit dem Hinterteil, lächelte
mit einem unterwürfigen Ausdruck und unterwarf sich ohne einen weiteren Widerstand
willig den weiblichen Launen der Zweiten Gräfin von Scamperdale. - T. H. White,
Kopfkalamitäten. Franfurt am Main 1987 (S.Fischer, Bibliothek der phantastischen
Abenteuer)
Beschnüffeln (2)
Beschnüffeln (3)
Beschnüffeln (4)
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Nicole Claveloux
, La Belle et la Bête
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