elustigung    Die Teufelsbande trennte sich, rannte auseinander, kroch, hockte nieder, lächelte, schnitt Gesichter und verbreitete allenthalben wildes Entsetzen. Da sah man Kinder von ihren Eltern abgeschleppt werden, mit verrenkten Hälsen, schiefen Mäulern, stieren Augen. Es setzte Ohrfeigen und Prügel, man verhängte Ausgangsverbot, schloß zu Hause ein. Nichts hätte dieser Plage Einhalt geboten, wenn die Geschwister nicht auf eine neue Belustigung verfallen wären.

Diese Belustigung war das Stehlen. Gérard schloß sich ihnen an und wagte nicht mehr, seine Bedenken zu äußern. Diese Diebstähle hatten kein anderes Motiv als das Stehlen. Es war dabei weder auf eine Bereicherung abgesehen, noch geschah es aus Lust an der verbotenen Frucht. Es genügte, daß man umkam vor Angst. Wenn die Kinder einen Laden verließen, den sie mit dem Onkel zusammen betreten hatten, waren ihre Taschen voll wertloser Gegenstände, für die sie keinerlei Verwendung hatten. Es war verboten, etwas Praktisches zu nehmen. Einmal wollten Elisabeth und Paul Gérard zwingen, ein Buch zurückzutragen, weil es in französisch geschrieben war. Gérard wurde unter der Bedingung begnadigt, daß er das nächste Mal »etwas sehr Schwieriges« stahl, wie Elisabeth entschied: »zum Beispiel eine Gießkanne«.

Den Tod in der Seele, tat der Unglückliche, dem sie ein weites Regencape umgehängt hatten, was man von ihm verlangte. Seine Haltung war so ungeschickt und der Auswuchs, den die Gießkanne bildete, so komisch, daß der Eisenhändler, dessen Argwohn durch die Unwahrscheinlichkeit dieses Aufzuges zerstreut wurde, ihnen noch lange mit den Blicken folgte. - »Vorwärts! vorwärts! Du Rindvieh!« zischte Elisabeth, »wir werden beobachtet.« - Jean Cocteau, Kinder der Nacht. Frankfurt am Main 1966 (BS 171, zuerst 1929)

Belustigung  (2)  Ich war erster Offizier auf der R. M. S. Tongariro, und als wir in Kapstadt anlegten, kam ein Professor mit drei Buschmännern an Bord, Pygmäen aus der Wüste Kalahari — ein älteres Paar und ihr Sohn. Sie waren sehr klein, der größte und jüngste war etwa 1,35 Meter groß. Ich wußte nicht, ob sie bereits Namen hatten, wir jedenfalls nannten sie Andrew Roundabout, the Eider, Mrs. Roundabout und Young Andrew Roundabout.

Das alte Paar war wirklich sehr alt. Der Doktor behauptete, an dem weißen Ring um die Pupillen könne man sehen, daß der Mann über hundert Jahre alt sein müsse. Er selbst behauptete, er sei 115, aber das war eine Vermutung. Sie sprachen kein Wort Holländisch, oder vielmehr nur Young Andrew wußte ein paar Brocken. Die Eltern sprachen keine Sprache, die irgend jemand verstehen konnte.

Der alte Mann sah komisch aus. Er hatte kein einziges Haar auf dem Kopf, und sein Gesicht war runzlig und faltig wie das Gesicht eines Affen. Aber er hielt seine Frau und seinen Sohn in vollständiger Unterwerfung, und wir waren überzeugt, daß er zu seiner Zeit eine Art Tatar gewesen war.

Wir baten den Professor, uns einen Vortrag über die drei zu halten, und er teilte uns mit, sie würden zuerst einen Tanz vorführen. Wir alle waren begierig, dem Ereignis beizuwohnen, und gegen 8 Uhr 30 war der Salon mit Damen und Herren in Abendkleidung gefüllt, und der Kapitän und die Offiziere trugen ihre Ausgehuniformen. Der alte Mann eröffnete die Vorstellung, indem er die Sehne seines Bogens klingen ließ, und Mrs. Roundabout und Young Andrew hüpften auf höchst groteske Weise in der Gegend herum. Kurz darauf wurde Old Roundabout aufgeregt und schlug und trommelte immer schneller auf der Sehne herum. Dann löste er die Sehne und benutzte den Bogen als Peitsche, mit der er auf seine Frau und seinen Sohn einschlug, bis sie immer schneller im Kreis herumhüpften. Wir hatten den Eindruck, daß sie ihm noch nicht schnell genug tanzten. - Nach (pat)

 

Lust Lachenmachen

 

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