elebung Fritz
Kreideweiß stand plötzlich vor mir und sagte: Du, Junge, komm doch mal her.
Ich trat näher. Er öffnete seine Hose. Ich solle das
auch tun, sagte er, es tue gut. Ich tat, wie er sagte. Er prüfte
ohne jede Geringschätzung, trat zurück und fing an. Du mich, befahl er. Ich
tat ihm den Gefallen. Sprich mit niemandem darüber, sagte er und ging in Richtung
des Dorfes fort. Erstaunt sah ich ihm nach. Ich fühlte mich wohl, angenehm belebt.
Daß Kreideweiß so selbstverständlich, mit wenigen Worten und ohne falsche Dramatik
Hand an sich hatte legen lassen, mich einbeziehend und dennoch alles Weitere
mir selber überlassend, dünkte mich gut und gerecht. - Ernst Herhaus, Die homburgische Hochzeit. München 1967 (zuerst
1970, dtv sr 83)
Belebung (2) Ich werde wohl die Felsen wiedersehen, wieder die Blumen riechen und zuschauen, wie die Sonne in der Morgendämmerung die Schatten von den alten schwefelgelben Mauern jagt, aber das Licht, das dem bewußteren Erleben der Kriegszeit entsprang, der Glorienschein, den die hingerissenen, unerfahrenen Augen einer Zwei undzwanzigj ährigen sahen, wird nicht mehr auf ihnen liegen. Die Welt ist bei all der Aufregung, die die gewählte Arbeit und das persönliche Vergnügen bringen, zahm im Vergleich zum Malta jener qualvollen Jahre.
Die Kriegsursachen werden immer falsch dargestellt, aber die Herausforderung an das seelische Beharrungsvermögen, die ungeheure Schärfung aller Sinne, das belebende Bewußtsein einer gemeinsamen Gefahr und ein gemeinsames Ziel bleibt und lockt jene. die gerade das Alter erreichthaben, wenn Liebe und Freundschaft und Abenteuer hartnäckiger locken als jemals später. Der Glanz ist vielleicht nichts anderes als das Delirium eines Fiebers, aber während er scheint, gibt es bis heute wohl kein dem Menschen bekanntes Gefühl, das eine gleiche fesselnde und belebende Kraft ausübt.
Ich glaube nicht, daß irgendeine Abrüstungskonferenz je unsere... Zivilisation
vor den bedrohlichen Kräften der Zerstörung bewahrenkann, bis wir irgendwie
den vernünftigen konstruktiven Denkprozessen... jenes Element mit seinem gehei-ligten
Liebreiz überlassen, das, wie Sonnenschein, derdurch Gewitterwolken bricht,
von Zeit zu Zeit den Krieg verherrlicht. - Vera Brittain, Testament
der Jugend. Zuerst 1930. Nach
(zeit)
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