elagerung   Man kann lesen, daß die Lazedämonier einmal auszogen, um Messene zu belagern, wobei ihnen die Messenier zuvorkamen, denn sie verließen zuerst einer nach dem anderen ihre Stadt und eilten nach Lazedämon, um es zu überfallen und auszuplündern, während die Lazedämonier sich vor ihrer Stadt lustierten; aber sie wurden von den Frauen, die zurückgeblieben waren, tapfer zurückgeschlagen und verjagt. Als die Lazedämonier das erfuhren, kehrten sie um und wandten sich wieder ihrer Stadt zu; aus der Ferne sahen sie jedoch ihre Frauen, die die Vertreibung bewerkstelligt hatten, in Waffen starren und gerieten darüber in Bestürzung; aber sie gaben sich ihnen alsbald zu erkennen und erzählten ihnen von ihrem Abenteuer; vor Freude darüber begannen die Männer sie zu küssen, zu umarmen, zu liebkosen, so daß sie, alle Scham beiseite setzend und ohne sich Zeit zu nehmen, die Waffen abzulegen, es ihnen auf demselben Platze wacker besorgten, auf dem sie ihnen begegneten; da hätte man dies und das sehen und ein lustiges Klingen und Klirren von Waffen und anderen Dingen hören können. - (brant)

Belagerung (2)  Bevor sie zusammen ins Schlafzimmer gingen, schlossen sie sorgfältigst alle Ausgänge, und einer paßte dabei dem andern auf. Und dann sah man nochmals hinten im Garten nach, ob die Schwiegermutter noch Licht brannte. Das war ein Zeichen, daß sie noch am Leben war. Was die Öl verbrauchte! Die Lampe ging niemals bei ihr aus. Sie fürchtete sich auch vor Mördern und außerdem vor ihren Kindern. In den zwanzig Jahren, die sie dort lebte, hatte sie niemals, weder winters noch sommers, ein Fenster geöffnet oder die Lampe ausgelöscht.

Ihr Sohn bewahrte ihr Geld auf, sie hatte eine kleine Rente. Er verwaltete es. Die Mahlzeiten stellte man ihr vor die Tür. Man hob ihr Geld auf. Man tat, was man konnte. Aber sie beklagte sich über alles. Sie beschimpfte alle, die sich ihrer Bude näherten, durch die Tür durch. «Es ist doch nicht unsere Schuld, daß Sie alt werden, Großmutter», versuchte die Schwiegertochter sie zu begütigen. «Sie haben Ihre Leiden wie alle alten Leute ...»

«Selber alt! Bettelmensch! Luder! Ich werde noch an deinen dreckigen Lügen krepieren!» ...

Die alte Henrouille leugnete wütend das Alter... Hinter ihrer Türe bekämpfte sie heftig und unversöhnlich das Leiden aller Kreatur. Sie lehnte jede Berührung mit dem Leben der Außenwelt ab, und damit erklärte sie auch alle seine Schicksalsschläge und Verzichte als schmutzigen Betrug. Sie wollte nichts davon hören. «Das ist alles Betrug», heulte sie, «und ihr habt euch's ausgedacht.»

Sie wehrte sich leidenschaftlich gegen alles, was außerhalb ihres Loches vorging, und auch gegen alle Annäherungs- und Versöhnungsversuche. Sie war überzeugt davon, daß alle feindlichen Mächte bei ihr eindringen würden, sobald sie ihnen die Türe öffnete. Sie würden sich ihrer bemächtigen, und es würde alles aus sein.

«Heutzutage sind sie schlau», schrie sie. «Sie haben Augen rund um den Kopf herum und Mäuler bis zum Arschloch und noch mehr anderswo und das alles nur, damit sie richtig lügen können... So sind sie jetzt...»  - (reise)

Belagerung (3) Ulfredo und Manfrede versammleten die Soldaten in gebührendem Abstand unter der Mauer und gapen Befehl, die vom Kastellazzo mit gemeynen Wörthern zu oberschütten. Die Beschimpfungen von Bellaughs Soldaten giengen los von unten und trafen die im Kastellazzo alswie Steyne.

»Hosenkacker!«
»Stinkdärme!«
»Sackärsche!« »
»Kackscheiszer!«  
»Dauerwichser!«
»Furtztrompeten!«
»Aufschneydter!«
»Puffereyer!«
»Stockfische!«
»Rabengeyer!«
»Bluthsauger!«
»Hurensöhne!«
»Plattschwäntze!«
»Feystärsche!«

Bellaugh gap mit dem Arm ein Zeychen, um den Hagelsturm gemeyner Wörther wider die vom Kastellazzo abzubrechen. Dann stemmte er die Händte in die Hüfften und warthete ab, welches Ergepnis dieser Angryff würdt hapen. Aber nichts geschah, sie sahen da oben einen ruhig hin und wider gehen, ohne auf die da unten aufmerksam zu werdten, die sich die Kehle aus dem Hals geschrien hatten, um ihre Beleydigungen hinauf zu schicken. Am Endte erschien die Alte, die sich ober die Mauer beugte, einen Vorsprung erklomm, den Belagerern ihren Rücken zukehrte, dann ihren weythen Rock hochzog und ihnen ihren blanken Hintern zeygte.  - Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988

Belagerung (4) Ein Huhn kostete dreißig Taler, ein Ei einen Taler; ein Hut Zucker fünfzig Taler, der Kaffee zwanzig Taler das Rotol, Salz, ein Maß von der Größe eines Fingerhutes, einen Taler. Alle diese Preise waren einen Monat nach Beginn der Belagerung erreicht. Butter und Öl konnte man um Geld nicht finden. Die Armen starben schon gleich anfangs an Hunger. Später wurde die Sache noch schrecklicher. Als es weder Kamele noch Rindvieh mehr gab, verzehrte man Esel, Hunde, Mäuse, ja sogar die Käfer, besonders den sehr häufigen blaps obtusa, der als ein Leckerbissen galt, und die weiße Termite (arde genannt). Der Hungertod begann immer mehr zu wüten. Tote und Sterbende lagen auf den Straßen herum. Da das Fort zu eng war, mußten sich viele Leute unter freiem Himmel auf Straßen und Plätzen niederlassen. Die Luft war durch die vielen Kadaver verpestet, die seit dem ersten Sturme unbeerdigt im Graben lagen und dort in Verwesung übergingen. Massenhaft schwebten die Aasgeier, durch den Leichengeruch angelockt, über El Obeid. Diese ekelhaften Tiere wurden mit Gier von den hungernden Soldaten gejagt und, von Menschenleichen fett geworden, gierig verzehrt. Die unglücklichen Hungernden untersuchten die Abfälle der Reicheren und haschten nach jedem genießbaren Überrest, den sie darin fanden. Leder, Schuhe, Sandalen wurden gekocht und gierig aufgegessen.  - Nach: Ralf Höller, Der Kampf bin ich. Rebellen und Revolutionäre aus sechs Jahrhunderten. Berlin 2001
 
 

Krieg Festung

 

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