ekannter Ich
sah meinen neuen Bekannten mit liebevollen Augen an. In Gedanken schützte ich
ihn gegen Gefahren, besonders gegen Nebenbuhler und eifersüchtige Männer. Sein
Leben wurde mir teuerer als meines. Ich fand sein Gesicht schön, ich war stolz
auf sein Glück bei den Frauenzimmern und ich nahm an den Küssen teil, die er
an diesem Abend von den zwei Mädchen bekommen hatte. Oh, dieser Abend
war lustig! Morgen wird mein Bekannter mit Fräulein
Anna reden; gewöhnliche Dinge zuerst, wie es natürlich ist, aber dann wird er
plötzlich sagen: »Gestern in der Nacht war ich mit einem Menschen beisammen,
wie Du ihn liebes Annerl, sicher noch nie gesehen hast. Er sieht aus, - wie
soll ich es beschreiben - wie eine Stange in baumelnder Bewegung, auf die ein
gelbhäutiger und schwarzbehaarter Schädel ein wenig ungeschickt aufgespießt
ist. Sein Körper ist mit vielen, ziemlich kleinen, grellen, gelblichen Stoffstücken
behängt, die ihn gestern vollständig bedeckten, denn in der Windstille dieser
Nacht lagen sie glatt an. Er ging schüchtern neben mir. Du mein liebes Annerl,
die Du so gut küssen kannst, ich weiß, Du hättest ein wenig gelacht und ein
wenig Dich gefürchtet, ich aber, dessen Seele ganz zerflogen ist vor Liebe zu
Dir, freute mich seiner Gegenwart. Er ist vielleicht unglücklich und darum schweigt
er still und doch ist man neben ihm in einer glücklichen Unruhe, die nicht aufhört.
Ich war ja gestern gebeugt von eigenem Glück, aber fast vergaß ich an Dich.
Es war mir, als höbe sich mit den Atemzügen seiner platten Brust die harte Wölbung
des gestirnten Himmels. Der Horizont brach auf und unter entzündeten Wolken
wurden Landschaften sichtbar endlos, so wie sie uns glücklich machen. - Mein
Himmel, wie liebe ich Dich Annerl und Dein Kuß ist
mir lieber als eine Landschaft. Reden wir nicht
mehr von ihm und haben wir einander lieb.« - (
kaf
)
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