Beischlaf, ehelicher  Eine Frau schlief die Nacht bei ihrem Mann. Am anderen Tage war sie schwanger. Am gleichen Tage gebar sie. Als der Junge aber eben geboren war, sagte er: »Ich will mit meinem Vater auf die Farm gehen!« Der Vater antwortete: »Was? Du bist eben erst geboren und willst am gleichen Tage schon auf die Farm gehen? Nein, das tu ich nicht. Ich nehme dich gewiß nicht mit auf die Farm.« Das Kind sagte: »Ich will aber heute mit dir gehen!« Der Vater sagte: »Ich werde dich doch nicht mitnehmen.« Der Junge sagte: »So gebt mir Oko, die Hacke und Ada, das Grasmesser). Ich werde dann allein gehen!« Der Vater gab dem eben geborenen Kind Oko und Ada.

Der Vater ging fort. Das Kind ging weg. Der Vater stieg auf einen Palmbaum, um die Krone zu kappen. Das Kind ging eben dahin. Als der Vater oben war, sagte das Kind: »Schneide die Spitze nur ab und wirf sie herunter; ich bin stark genug, sie aufzufangen (was kein erwachsener Mann kann)!« Der Vater stieg von der Palme herab und sagte: »Wie kannst du eben geborenes Kind solche Dinge reden!« Das Kind sagte: »Nun, so werde ich hinaufsteigen und etwas herunterwerfen, was du auffangen kannst.« Der Vater sagte: »Das soll mir recht sein.«

Das Kind stieg hinauf. Der Vater stand unten. Als das Kind oben auf dem Baume angelangt war, begann es die Krone abzuschlagen. Die Krone brach endlich. Der Vater stand unten, bereit, sie aufzufangen. Die Krone stürzte hinunter und dem Vater gerade in die Arme. Der Vater wollte sie auffangen. Die Krone aber schlug ihn tot. Als das eben geborene Kind sah, daß sein Vater totgeschlagen war, kam es von dem Palmbaum herab.

Das eben geborene Kind ging mit dem Ada zu dem totgeschlagenen Vater. Das Kind schob die Palmspitze beiseite und begann den Vater mit dem Ada zu zerhacken. Es zerhackte den Vater in ganz kleine Stücke. Das Kind nahm die Augen aus dem Kopf und die Leber aus dem Bauch. Alle anderen Stücke streute das Kind weithin aus. Dann nahm es die Augen und die Leber und ging damit heim.

Daheim ging das Kind mit den Augen des Vaters zu der ersten Frau und sagte: »Dies ist ganz besonders gut. Der Vater sendet es und läßt dir sagen, du sollst es essen.« Die Frau nahm die Augen. Dann ging das Kind mit der Leber des Vaters zu der zweiten Frau und sagte: »Der Vater sendet dir dies. Es ist ganz besonders gut, du sollst es essen.« Die erste Frau bereitete die Augen des Vaters und aß sie. Die zweite Frau bereitete die Leber des Vaters und aß sie. Als beide gegessen hatten, schrie das kleine Kind durch die Tür hinein: »Die erste Frau meines Vaters hat seine Augen gegessen. Die zweite Frau meines Vaters hat seine Leber gegessen!« Als die beiden Frauen das hörten, schrien sie laut auf.  - Leo Frobenius, Schwarze Sonne Afrika. München 1996

 

Beischlaf Eheleben

 

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