Aus diesen beiden Physiognomien lese ich keinen so achtenswerten Charakter. Dieß Weib verbindet mit Stolz und Hochmuth ein anspruchsvolles gebieterisches Wesen. Ich halte sie auch für kokett; sie fordert Liebe, und erwiedert sie selten. Überdieß zeigt sie Kraft und Thätigkeit.
Mir scheint, daß die Stärke der Sympathie sich im geraden Verhältnis zur Unvollkommenheit des Charakters und insbesondere zu den Fehlern des Herzens , vermindere , und bekenne daher , daß es schwer halten dürfte , einen Charakter aufzufinden , der mit diesem hier sympathisierte.
Indeß will ich ihr doch , aus einem Rest von Wohlwollen für eine Person meines Geschlechts , und um sie nicht zu einem traurigen Cölibat zu verdammen , den Kopf Nr. 15. beigesellen.
Ich habe von dieser Physiognomie nichts Gutes zu sagen ; sie verkündet einen ränkevollen , und höchst unmoralischen Menschen ; und vielleicht ist die Frau noch mehr wert als er.
Ich bereue es aber auf keinen Fall , sie mit einander vereint
zu haben. Sie würden gewiß mehr Störung und mehr Übles verursacht haben , wenn
jedes von beiden mit einer schätzenswerthen Person verbunden wäre. - Die
Kunst, in der Liebe und Freundschaft eine glückliche Wahl zu treffen. Nach den
Regeln der Sympathie erläutert. 1816 (Die bibliophilen Taschenbücher, Dortmund
1980)
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