eifall
Ein Märchen wird nicht allein mit dem Munde erzählt! und spricht
uns nur in Worten an; damit ist unbedingt noch das Mienen-, Gebärden- und Gestenspiel
des Erzählers verbunden. Beides gehört zusammen und vermittelt erst den rechten
Eindruck, den man erzielen will. Dies stumme Spiel paßt sich dem Inhalt des
Erzählten an - bei den regsameren Mikro- und Polynesiern ist es von Natur schon
lebhaft, aber auch die Gesichter der anscheinend stumpferen Melanesier beleben
sich, wenn sie eine Geschichte erzählen. Da spricht ihr ganzer Körper, und andächtig,
gespannt lauschen die Zuhörer - ihr Gesichtsausdruck gibt den anzulegenden Maßstab
ebenfalls für unsere Kritik ab. Man erzählt behaglich und breit, nebensächliche
Dinge werden in beinahe ermüdenden Einzelheiten geschildert, kleine Scherze
und Wortspiele eingeflochten. Manche Erzählungen nimmt man als einen selbstverständlichen
Bericht entgegen, andere, die mehr das Fremdartige, Ungewohnte, Übersinnliche
darstellen und erklären, nimmt man halb erstaunt, halb verwundert und gelegentlich
auch verschämt auf. Beifallsbezeugungen kennt man nicht; der Erzähler wird in
der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer belohnt; gefällt etwas einmal ganz besonders,
so äußert man sein Wohlbehagen, wie man es nach
einem wohltuenden reichlichen Mahl gewohnt ist, durch wiederholtes und kräftiges
Rülpsen.
- Paul Hambruch,
Nachwort zu: Südsee-Märchen. Hg.
Paul Hambruch. Köln Düsseldorf 1979 (Diederichs: Märchen der Weltliteratur)
Beifall
(2) Nach jüngsten Informationen besitzen wir inzwischen
genug Atombomben, um nicht nur alles Leben auf der Erde zu zerstören, sondern
den Planeten auch aus seiner Bahn zu schleudern und nackt und kalt im All davontreiben
zu lassen. Das kommt mir phantastisch vor, und fast hätte ich Lust zu applaudieren.
Eins steht jetzt fest: Die Wissenschaft ist der
Feind des Menschen. Sie schmeichelt den Allmachtsgelüsten, die zu unserer Zerstörung
führen. Im übrigen bestätigt eine neuere Untersuchung, daß von siebenhunderttausend
„hochqualifizierten" Wissenschaftlern, die gegenwärtig auf der Erde arbeiten,
fünfhundertzwanzigtausend sich bemühen, die Todeswaffen zu verbessern, die Menschheit zu
vernichten, und nur einhundertachtzigtausend nach Wegen zur Erhaltung unseres
Lebens suchen. - Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am
Main 1985
Beifall (3) Als einmal die
Menge im Zirkus einen anderen Favoriten als er beklatschte, schrie Caligula
in seiner Wut: »Wenn doch das römische Volk nur einen einzigen
Hals hätte!« -
Sueton, nach
(gsv)
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