eichtvater  Nanna: Mitten in der allerschönsten Arbeit hatte er den Stöpsel aus der Flasche gezogen und wollte ihn ins Moschustöpfchen stecken. Und da war nun die Ärmste ganz außer sich vor Erregung, ganz saft- und schweißüberströmt! Auf die Knie warf sie sich vor ihm und beschwor ihn bei den heiligen Wundenmalen, bei den Schmerzen, bei den Sieben Freuden, beim Paternoster von San Juliano, bei den Sieben Bußpsalmen, bei den Heiligen Drei Königen, beim Stern von Bethlehem und bei den Sancta sanctorum. Aber sie konnte diesen Nero, diesen Kain, diesen Judas nicht dahin bringen, seine Wurzel wieder in ihr Gärtchen zu pflanzen. Und mit einem Gesicht wie Marforio, ganz giftgeschwollen, zwang er sie mit Gebärden und Drohungen, sich umzudrehen und ihren Kopf auf einen kleinen Ofen zu stützen. Und schnaufend wie ein Otter, Schaum vor dem Munde wie ein Oger, pflanzte er ihr seinen Ast in ihre Freudengrotte.

Antonia: Der verflixte Kerl!

Nanna: Und mit einer wahren Henkerslust, für die er tausendmal den Galgen verdient hätte, schob er ihn rein und zog ihn raus und lachte dabei in kindlicher Freude über das Geräusch, das der Zapfen bei diesem Schieben machte. Er hörte sich nämlich an wie jenes Quitsch-quatsch, das die Pilger mit ihren Füßen machen, wenn sie auf einen so kotigen Weg geraten sind, daß manchmal sogar ihre Schuhe drin steckenbleiben.

Antonia: Er verdiente, dafür gevierteilt zu werden!

Nanna: Die untröstliche Äbtissin aber, mit dem Kopf auf dem Ofen, glich der Seele eines Sodomiters im Höllenrachen. Endlich erlaubte ihr der Pater, von ihrem Flehen gerührt, den Kopf wieder zu erheben, und ohne herauszuziehen, trug der Kerl von einem Mönch auf seinem Pflock die Äbtissin zu einem Schemel hin. Auf diesen stützte sich die Märtyrerin und begann nun mit solchem Eifer sich hin und her zu werfen, daß im Vergleich mit ihr der begeistertste Orgelspieler in der Kirche unbeholfen und langsam erscheint. Wie wenn sie gar keine Knochen im Leibe gehabt hätte, drehte sie sich vollkommen um sich selbst. Als wollte sie des Beichtigers Lippen trinken und seine Zunge essen, streckte sie ihre eigene Zunge ganz weit hinaus, und ich kann dir versichern, sie war von der Zunge einer Kuh nicht zu unterscheiden. Schließlich klemmte sie seine Hand zwischen die Ränder ihres Koffers, und der Mönch mußte sich drehen und winden, wie wenn ihn eine Zunge festhielte.

Antonia: O wie köstlich, wie erfrischend! Wie hüpft mir das Herz vor Freuden!

Nanna: Endlich zog der heilige Mann die Schleusen auf, damit die Mühle wieder Wasser aufs Werk bekäme, und vollendete damit seine Arbeit. Dann trocknete er seinen Schlauch mit einem parfümierten Tüchlein ab, die gute Dame aber wischte ihre Flöte aus, und nach einem kurzen Weilchen umarmten sie sich, und der Pater sagte: »O mein Fasänchen, meine Pfauhenne, meine Taube, Seele aller Seelen, Herz aller Herzen, Leben aller Leben, erscheint es dir nicht angemessen, daß dein Narziß, dein Ganymed, dein Engel auch einmal deine Hinterwohnung beziehe?« Sie aber antwortete: »O du mein Gänserich, mein Schwan, mein Falk, Trost aller Tröstungen, Freude aller Freuden, Hoffnung aller Hoffnungen, dünkt es dich nicht recht, daß deine Nymphe, deine Magd, deine Komödie einmal deine Natur in der ihrigen unterbringe?« Damit warf sie sich auf ihn und biß ihn in die Lippen, daß die schwarzen Male ihrer Zähne zurückblieben; er aber stieß einen fürchterlichen Schrei aus.

Antonia: Hu! Welche Wonne!

Nanna: Hierauf nahm die verständige Äbtissin die Reliquie in die Hand, führte sie an ihre Lippen und küßte sie zärtlich und kaute und biß mit andächtiger Inbrunst daran herum – wie ein Hündchen, aus reiner Lust am Beißen, einem die Hand oder das Bein beknabbert, so daß man lachen muß, obgleich es weh tut. So schrie auch der rüdige Mönch, als er die scharfen Zähne Seiner Lieben Frau fühlte, ganz verzückt: »Au! au!«

Antonia: Hätte sie ihm doch ein Stück abgebissen, die Schleckerin!

Nanna: Während in dieser Weise die gute barmherzige Seele von Äbtissin mit ihrem Idol scherzte, klopft es ganz leise an die Tür. Sie horchten beide auf und spitzen die Ohren und hören ein leises Pst! pst! Daran erkannten sie, daß es des Beichtvaters Knabe für alles war, der dann auch gleich darauf hineinkam, denn ihm wurde sofort aufgetan. Und weil er ohnehin längst wußte, wieviel ihre Wolle wog, so genierten sie sich vor ihm nicht im geringsten, sondern die Schelmäbtissin ließ des Paters Pumpenschwengel fahren, ergriff das Spätzchen des Kleinen bei den Flügeln und zitterte vor Lust, mit des Bürschchens Fiedelbogen ihre Geige zu streichen. Und sie sprach: »Mein Lieb, bitte, bitte, tu mir eine Liebe!« – »Gern«, antwortete der Mönch, »was wünschest du?« – »Ich möchte«, sagte sie, »diesen Käse mit meiner Reibe bearbeiten, aber du müßtest gleichzeitig die Pauke deines Patensöhnchens mit deinem Schlägel vertrommeln. Und wenn der Spaß dir Spaß macht, so lassen wir unsere Rößlein galoppieren; wenn nicht, so probieren wir so viele verschiedene Arten, bis wir eine finden, die uns gefällt.« Unterdessen hatte Frau Galassos Hand des Knaben Senftöpflein enthüllt. Als die hohe Frau dies sah, legte sie sich hintenüber, das Vogelbauer stand weit offen, die Nachtigall wurde hineingesperrt, und dann zog sie zu allgemeiner Befriedigung das ganze Paket an sich. Du kannst dir denken, daß es ihr beinahe das Herz abstieß, so ein Ding wie 'ne Art Weltglobus auf dem Bauch zu haben: Es quetschte sie zusammen wie ein Stück Zeug in der Wäscherolle. Zuletzt schüttelte sie die Last ab, denn die beiden anderen hatten inzwischen auch ihre Schüsse abgefeuert. Das Spiel war aus, und nun begannen sie zu schmausen und gossen sich unzählige Gläser Wein hinunter und stopften sich den Wanst mit Gebäck voll. - Aretino

Beichtvater (2) Wie groß war doch meine Überraschung, als ich die baronne aus dem Abteil des Pater Brown kommen sah. Einen Augenblick erfüllte mich wilde Empörung, verzeihlich bei einem Mann, in dessen Adern das siedende Blut der Montenegros rollt. Dann begriff ich. Die baronne kam von der Beichte. Ihr Haar war aufgelöst, ihre Kleidung von asketischer Sparsamkeit — ein karmesinroter Morgenrock, bestickt mit silbernen Ballerinen und goldenen Pierrots. Sie war ungeschminkt, und als echte Frau floh sie in ihr Abteil, damit ich sie nicht ohne ihren Gesichtsharnisch sähe.  - H. Bustos Domecq: Sechs Aufgaben für Don Isidro Parodi, nach:  Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares: Mord nach Modell. Frankfurt am Main 1993

Beichtvater (2) - Die größte Sünde, Pater, ist, daß ich mich befriedige, während ich zu Ihnen spreche.

Diesmal folgte einige Sekunden lang Geflüster. Schließlich mit fast lauter Stimme:

- Wenn du es nicht glaubst, zeige ich es dir.

Und Simone erhob sich, spreizte vor dem Auge des Beichtstuhls die Beine, rieb sich und trieb sich mit geschickter, schneller Hand zum Genuß.

- Schau her, Priester, rief Simone und hieb mehrmals kräftig gegen den Schrank, was machst du da in deiner Bude? Wichst du dich auch? Aber der Beichtstuhl blieb stumm.

- Dann mache ich eben die Tür auf.   

Drinnen saß der Seher mit gesenktem Kopf und tupfte sich die von Schweiß triefende Stirn. Das junge Mädchen wühlte in der Soutane: eH rührte sich nicht. Sie schlug den unsauberen schwarzen Rock hoch und zog eine lange rosafarbene, harte Rute hervor: er warf nur den Kopf zurück, das Gesicht verzerrt, und ein Pfeifen ging ihm durch die Zähne. Er ließ Simone, die das Biest in den Mund nahm, gewähren. Vor Bestürzung erstarrt, standen Sir Edmond und ich noch immer regungslos da. Bewunderung lähmte mich. Ich wußte nicht, was tun, als der rätselhafte Engländer näher trat. Behutsam schob er Simone zur Seite. Dann ergriff er die Larve am Handgelenk, zog sie aus dem Loch und ließ sie vor unseren Füßen auf die Fliesen niederfallen: da lag das schändliche Individuum wie ein Toter, und aus seinem Mund rann der Speichel auf den Boden. Der Engländer und ich packten ihn unter den Armen und trugen ihn in die Sakristei. Mit offenem Hosenschlitz und hängendem Schwanz, das Gesicht leichenblaß, wehrte er sich nicht mehr, aber sein Atem ging stoßweise; wir ließen ihn auf einem mit Schnörkeln verzierten Armstuhl nieder.

- Senores, sagte der Elende, Sie glauben, daß ich ein Heuchler bin!

- Nein, sagte Sir Edmond in kategorischem Ton. Simone fragte ihn:

- Wie heißt du?

- Don Aminado, antwortete er.

Simone ohrfeigte das Priesteraas. Dabei bekam das Aas wieder einen steifen Schwanz. Es wurde ausgezogen; Simone, die sich hingehockt hatte, pißte wie eine Hündin auf die am Boden liegenden Kleider. Dann rieb sie den Schwanz des Priesters und nahm ihn in den Mund. Ich schob Simone meinen Schwanz in den Hintern.

Sir Edmond betrachtete die Szene mit einem typischen hard- labour-Ausdruck. Er schaute sich in dem Raum um, in den wir geflüchtet waren. Er entdeckte an einem Nagel einen Schlüssel.

- Was ist das für ein Schlüssel? fragte er Don Aminado.

An der Angst, die das Gesicht des Priesters verzerrte, erkannte er, daß es der Schlüssel zum Tabernakel war.  - (bat)

Beichtvater (3)
 

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