- Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression. München
1974 (zuerst 1963)
Begriff (2) Alles, was den Menschen gegen das
Tier abhebt, hängt von1 dieser Fähigkeit ab, die anschaulichen Metaphern
zu einem Schema zu verflüchtigen, also ein Bild in einen
Begriff aufzulösen. Im Bereich jener Schemata nämlich ist etwas, möglich, was
niemals unter den anschaulichen ersten Eindrücken gelingen möchte: eine pyramidale
Ordnung nach Kasten und Graden aufzubauen, eine/neue Welt von Gesetzen, Privilegien,
Unterordnungen, Grenzbestimmungen zu schaffen, die nun der andern anschaulichen
Welt der ersten Eindrücke gegenübertritt, als das Festere, Allgemeinere, Bekanntere,
Menschlichere und daher als das Regulierende und Imperativische. Während jede
Anschauungsmetapher individuell und ohne ihresgleichen ist und deshalb allern
Rubrizieren immer zu entfliehen weiß, zeigt der große Bau der Begriffe die starre
Regelmäßigkeit eines römischen Kolumbariums und atmet in der Logik jene Strenge
und.Kühie aus, die der Mathematik zu eigen ist. Wer von dieser Kühle angehaucht
wird, wird es kaum glauben, daß auch der Begriff, knöchern und achteckig wie
ein Würfel und versetzbar wie jener, doch nur als das Residuum einer Metapher
übrig bleibt, und daß die Illusion der künstlerischen Übertragung eines Nervenreizes
in Bilder, wenn nicht die Mutter, so doch die Großmutter eines jeden Begriffs
ist. Innerhalb dieses Würfelspiels der Begriffe heißt aber „Wahrheit",
jeden Würfel so zu gebrauchen, wie er bezeichnet ist, genau seine Augen zu zählen,
richtige Rubriken zu bilden und nie gegen die Kastenordnung und gegen die Reihenfolge
der Rangklassen zu verstoßen. - Friedrich Nietzsche, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen
Sinne
Begriff (2) Der schönste Kunstgriff des
menschlichen Geistes, die Erfindung von Begriffen, ist die Quelle fast all seiner
Irrtümer. - Rivarol, nach (
riv
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