«Du hast doch aber nicht geschrieben...»
«Doch, eben gerade. Ich habe die Begebenheit bei ihrem Ausgangspunkt aufgegriffen, als der Bayer kam... Kurzum, ich habe alles erzählt ...»
Da schwang Honoré drohend die geballten Fäuste über Ferdinands Kopf. Noch
nie habe er ein so saudummes Vieh gesehen wie diesen verdammten Steinesel von
einem dreckigen Scheißveterinär, tobte er. Das habe er nun von seiner gottverdammten
Bildung, nun habe er glücklich das ganze umliegende
Land weitherum und eselsdeutlich ins Bild gesetzt, daß sich seine Mutter von
einem Preußen habe hernehmen lassen. Würde es ihn so sauer und hart ankommen,
die Feder zu führen, wie er's heillos ungern tue, dann wäre er gewiß nicht auf
den hirnverbrannten Einfall gekommen, einen Brief zu
schreiben, der ihr ganzes Leben und noch die Zukunft ihrer Kinder versauen werde.
Honoré beschimpfte seinen Bruder
aufs maßloseste, nannte ihn einen hirnerweichten Blödian, einen Arschlecker,
einen Stehkragenheiligen, Tintenkacker, Hahnrei und Hörnerhelden, und während
er drauflos schimpfte und wetterte, ging er mit langen Schritten im Stall
auf und ab, unter den erstaunten Blicken der Kühe,
die ihre Hälse verdrehten und ihm verwundert nachglotzten. - Marcel
Aymé, Die grüne Stute. Reinbek bei Hamburg 1964 (rororo 402, zuerst 1932)
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