edenkzeit Ich
gab mir große Mühe, gerecht zu urteilen und auf der Farm Frieden zu halten.
Manchmal, wenn die Probleme schwierig wurden, mußte ich mich zurückziehen und
mir Bedenkzeit nehmen, gleichsam im Geiste mein Haupt verhüllend, damit niemand
mir nahe kam und mich durch Reden störte. Das war für die Farmbewohner immer
eine wirksame Geste, und ich hörte sie noch lange Zeit nachher mit Ehrfurcht
von dem Fall reden, der so tief gewesen war, daß kein Mensch ihn in weniger
als einer Woche ergründen konnte. Man kann auf Schwarze immer Eindruck machen,
wenn man mehr Zeit an eine Sache verschwendet als sie selbst - aber leicht ist
das nicht. - (
blix2
)
Bedenkzeit (2) -LIPS: zu Madame Schleier: Ich geh' Ihnen also Bedenkzeit, aber nicht mehr als eine Viertelstund!
MADAME SCHLEIER: Was kann man in einer Viertelstund' bedenken? Im Grund is eigentlich gar nichts zu bedenken - und der Herr von Lips durchschauen ohnedies jede Ziererei - ich könnte also gleich -
LIPS: Ich weiß, Sie könnten gleich ja sagen, aber mir g'fallt das jetzt mit
der Bedenkzeit; ich bild' mir jetzt ein, ich bin in einer ängstlichen Erwartung,
- das unterhalt' mich. Sehn S', so muß sich der Mensch selber für einen Narren
halten. Glauben Sie mir, das ist eine schöne und nicht so leichte Kunst. Um
andre für einen Narren zu halten, braucht man nix als Leut, die einem an Dummheit
übertreffen; nun aber mit Vorsatz sich selbst für einen Narren halten, muß man
sich selbst an G'scheithelt übertreffen. Also in einer Viertelstund, Angebetete
- ich werde die Sekunden zählen - das Blut drängt sich zum Herzen, das Hirn
pulsiert - der Atem stockt. - In einer Viertelstunde -Leben oder Tod! - Johann Nestroy, Der Zerrissene In: J. N., Werke,
Hg. O. M. Fontana. Darmstadt 1968 (zuerst 1845)
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