Baumkrone  Als ich nun unverrichteter Dinge zurückkehrte, kroch ich auf einen unserer gutgewachsenen Ahornbäume im Park und sinnierte. Ich kann Ihnen sagen, am besten läßt es sich in einer Baumkrone nachdenken; dort ist der Mensch irgendwie losgelöst, er wird ein wenig hin und her geschaukelt, und dabei sieht er das Ganze von einem höheren Standpunkt aus; ich glaube, die Philosophen sollten wie Goldamseln auf Bäumen leben.  - Karel Čapek, Der gestohlene Kaktus. Frankfurt am Main 1969 (zuerst ca. 1930)

Baumkrone (2)  Ah, dort stand einer, der es nicht ausgehalten hatte. Raoul hatte nicht gesehen, wie es geschah - aber jedenfalls stand dort ein Baumstumpf, dessen obere Hälfte mit der Krone fort war. Auf seine Ohren konnte man sich nicht mehr verlassen, man wußte nur noch, was man sah. Das Krachen der Bäume, das Angst- und Wehgeschrei der Menschen ging in dem Tosen unter. Zufällig blickte er nach dem Baume Kapitän Lynchs, als dessen Stamm scheinbar lautlos zersplitterte und die Krone mit drei Matrosen der Aorai und dem alten Seebären in die Lagune .hinaussegelte. Sie wurde wie ein loser Leinwandfetzen durch die Luft getragen, ehe sie nach einem Flug von hundert Yard auf das Wasser aufschlug. Raouls angespannter Blick folgte der dahinsegelnden, menschenbefrachteten Baumkrone, und er glaubte, Kapitän Lynch einen letzten Gruß winken zu sehen.   - Jack London, Das Haus Mapuhis. In: J. L., Die konzentrischen Tode. Stuttgart 1983  (Die Bibliothek von Babel, Bd. 14, Hg. Jorge Luis Borges)
 
 

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