Bauernbursche, jungfräulicher    Perrudja sandte, sanft gewiegt, schaukelnd auf vier gläsernen zuckerfellblutknochenknabenspeichelschönen Beinen, seine Augen aus. Er sah einen Bauernburschen, jung, jungfräulich, nächtlich lüstern, tags kinderfromm, mit klarer Sternstirn auf einer blutbraunen, kupferbraunen Stute, gestaltetes Fleisch, gläubig im Dunkel mütterlichen Geschlechts.

Er sah wie einen Schatten aus den Fernen des Teufels, der Mondscheibe, der Milchstraße, des Wassermanns, des grünen Igels, der gelben Sintflut einen Menschen im Busch stehen. Schultern und Kopf ragten aus dem Zweigwerk hervor.

Er schrie, wiewohl er ahnte, es war vergebens und viel zu spät: »Halte dich links zu den Felsen!« Er riß sein Pferd herum. Eisen verzerrte das Pferdemaul. Ein Schmerz riß die Lippe ein, daß Blut -Er rief abermals. Nahm das Gewehr von der Schulter. Sah Hein die Richtung ändern. Mußte begriffen haben. An einer steilen Felswand entlang einige hundert Meter Galopp. Die Pferdemäuler wurden ganz gequälte Arbeit. Hein in unbegreiflichem Tempo immer voraus. Das Gewehr lose in der Hand. »Absitzen«, kommandierte Perrudja.

Hein sprengte weiter. Bog wieder ein in den Busch. Reckte die Arme auf. Schrie. Unverständlich. Freund.

Kurz und knapp rührte das Geräusch eines Schusses die Luft. Perrudja, sanft gewiegt, schaukelnd auf vier gläsernen Beinen - Speichel des Pferdemauls -

das ich geküßt. Meine Finger zwischen den Kiefern wo sie zahnlos. Fleischige Zunge.

Sah, daß Reiter und Pferd (Bauernbursche, jung, jungfräulich, gestaltetes Fleisch) ganz sacht im Buschwerk untergingen.  - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966  (zuerst 1929)

Bauer Jungfräulichkeit

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