audelaire   Crépet  hat es unternommen, alle Bücher zu lesen, die Baudelaire gelesen haben kann, und dabei entdeckt, daß in ‹Mon Cœur mis à nu› und in ‹Fusées› in Wirklichkeit sehr weniges, ganz weniges von Baudelaire selber stammt; der größte Teil sind Anleihen, Wendungen und Motive aus Büchern, die er sich aneignete, seinem eigenen Wesen anpaßte. Er sagt - und damit hat er recht -, das werde eine große Überraschung geben. Als ich ihn frage, ob er auf Grund dieser Entdeckung den Eindruck habe, daß Baudelaire wirklich ein intelligenter — im vollen Wortsinne intelligenter — Mensch gewesen sei, denkt er ein wenig nach und meint dann, es habe bei ihm viel mehr ein extremer Narzißmus vorgeherrscht,

Baudelaire,
Zeichnung von Manet,
nach (
gon)

eine große Liebe zu sich selber, eine große Selbstinszenierung und ein großer Selbstkult; auch in anderen habe er mehr sich selber geliebt und nach Leuten Ausschau gehalten und sich mit Leuten umgeben, die ihm in dieser oder jener Hinsicht ähnelten; dennoch habe er in einem Punkt große Intelligenz bewiesen: als er nämlich sozusagen beschlossen habe, welche Stellung in der Kunst seine Lyrik einnehmen werde.  Die Poe-Übersetzungen, ‹Heureka› zum Beispiel und eine andere Übersetzung, deren Titel mir im Augenblick entfallen ist, sind voller riesiger Fehler. Crépet erklärt, er habe für seine Gesamtausgabe eine beachtliche Menge an Fußnoten gemacht und glaube nicht, daß man danach noch viel werde zu sagen finden. - (leau)
 

 

Poète maudit

 

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