ankier  Als man 1982 in London unter der Brücke der Black Friars (die Schwarzen Fratres: gemeint sind die Dominikaner) den toten Bankier Roberto Calvi mit zwei Ziegelsteinen in den Taschen und zwei weiteren im Hosenlatz fand, gab es genügend Stoff, um die Liebhaber pseudo-freimaurerischer Symbolik zu reizen. Galvi trug: drei Paar Unterhosen, zwanzig Millionen Lire, drei Uhren und einen falschen Paß. Dafür trug er keinen Schnurrbart mehr. Obendrein hatte er auch noch eine Schlinge um den Hals, den Strang des Henkers, der außer bei Hinrichtungen kaum verwendet wird; und aufgeknüpft war er mit einem Pahlstek, dem Grundknoten von Seglern, Bergsteigern und Höhlenforschern: beides fachgerecht und zudem — wie Beau Brummell es für Krawatten vorschrieb — im Dunkeln ausgeführt. Außerordentlich geschickt für einen Selbstmörder. - Adriano Sofri, Der Knoten und der Nagel. Ein Buch zur linken Hand. Frankfurt am Main 1998 (Die Andere Bibliothek 160, zuerst 1995)

Bankier (2)  Wenn ich mich nicht irre, war es mein älterer Bruder (der sich damals den Bildenden Künsten zuwenden wollte, einer Berufung, von der ihn dann seine Heirat abbrachte, die ihn zu einem Bankmann und zu dem stockbiederen Oberhaupt einer zahlreichen Familie werden ließ), der ein Bild à la Félicien Rops gezeichnet hatte - einen weiblichen Akt, dem unvermittelt ein Kopf mit leeren Augenhöhlen und mit höhnisch entblößten Zähnen gegenübertrat -, das mir, sei es nun erinnert oder phantasiert, neben gewissen Illustrationen des melodramatischen Themas der schillernden Maskerade, die plötzlich eine tragische Wendung nimmt, einen Logenplatz in der verdächtigen Zone einzunehmen scheint, in der ich nun fast aus dem Abstand eines ganzen Lebens viele Dinge nebeneinander hausen sehe, die meiner Empfindsamkeit schmeichelten, indem sie mir vom Tod sprachen, die einen offen, die anderen versteckt.  - (leiris2)

Bankier (3)  Monsieur Hoppe begegnet in der Gesellschaft einer Frau, die er zu seiner Geliebten macht, mit der aber jedesmal, wenn er Zeit und Lust dafür hat, zusammensein möchte. Er erkundigt sich, erfahrt, sie sei die Frau eines Obersten, der hohe Schulden hat und ein Spieler ist. Schickt dem Obersten eine Kupplerin, die ihm die Sache auseinandersetzt, ihm sagt, daß Monsieur Hoppe seine Frau liebe und ihm seine Schulden bezahlen wolle, daß er ihm außerdem 50 000 frs jährlich aussetze. Der Oberst schmeißt die Kupplerin hinaus; acht Tage später schreibt er ihr, daß er akzeptiere.

Hoppe will von dem Obersten eingeladen werden, der ihn seiner Frau als einen Freund vorstellt. Hoppe vögelt, doch widmet seine Tage dem Obersten. Die Frau ist beunruhigt, da sie von dem Handel nichts weiß, und fürchtet die Eifersucht ihres Mannes. Als eines Nachts Hoppe mit ihr im Bett liegt, langweilt sie ihn mit ihren Ängsten, und nachdem er sie ihr vergeblich auszureden versucht hat, setzt er sie von allem ins Bild. Ungläubigkeit von seiten der Frau. Hoppe klingelt, befiehlt dem Zimmermädchen, den Oberst zu bitten herabzukommen, sagt zu dem Obersten: »Nicht wahr, Oberst? Sagen Sie Madame doch, daß alles abgesprochen ist und daß ich Ihnen soundsoviel gegeben habe.« Und als der Oberst angesichts des ganz warmen Ehebruchs zögert, streckt Hoppe die Hand über den Nachttisch und reicht dem Obersten eine Brieftasche »Hier sind 500 000 Francs. Um Madame jeden Zweifel zu nehmen, werden Sie mir vor ihren Augen einen ablutschen.« Und der Oberst tut es auch. - (gon)

Bankier (4) Der Polizist sagte: »Samuel Harrogate, ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes wegen Unterschlagung der Gelder der Hull & Huddersfield-Bank.«

Der große Bankier nickte in einer sonderbaren Art geschäftsmäßiger Zustimmung, schien einen Augenblick nachzudenken, wandte sich halb um und tat, bevor sich jemand einmischen konnte, einen Schritt, der ihn an den Rand der äußeren Bergwand brachte. Dann warf er die Hände hoch und sprang, genau so wie er aus der Kutsche gesprungen war. Aber dieses Mal fiel er nicht auf eine gerade darunter liegende kleine Wiese; er fiel tausend Fuß hinab, um im Tal ein Haufen zerbrochener Knochen zu werden. - G. K. Chesterton, Das Paradies der Diebe. In.: G.K.C., Father Browns Weisheit. Zürich 1991

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