Francesco Guglielmino (Professor für griechische
Literatur und Verfasser von Liebesgedichten, den Brancati als »den vielleicht
einzigen romantischen Dichter der Mundartdichtung« bezeichnet) stellte Verga
gegenüber in einem Gespräch über die Sizilianer, sich
selbst und Verga fest: »Wir sind Romantiker.« Worauf Verga entgegnete: »Von
wegen Romantiker, mein Sohn: wir sind Balkonschwängerer.«
Ein, wie man sagen muß, prägnanter Ausdruck. Auch Verga war ein »Balkonschwängerer«
(man achte in seinen Briefen an die Gräfin von Sordevolo einmal darauf, wie
er sich bei jedem Annäherungsversuch, den diese unternimmt,
durchaus brüsk losmacht und entfernt, um die Verhältnisse wieder auf den Abstand
zwischen Straße und Balkon zu bringen). Auch Guglielmino. Und auch Brancati:
»Dieser Umstand, daß die Träume, die Gedanken, die Gespräche und selbst das
Blut in einem fort von der Frau erfüllt sind, bringt es mit sich, daß ihrer
Gegenwart dann niemand standzuhalten vermag.« Niemand.
- Leonardo Sciascia, Mein Sizilien. Berlin 1995 (Wagenbach,
53. Salto)
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