Bahnhofstoilette  Ja, gehn wir essen. Doch zuerst mußte Ethel ein kleines Bedürfnis verrichten, und sie bat Maura ihr den Weg zu zeigen. Maura führte die Freundin zu den öffentlichen Toiletten, und dort öffnete Ethel die Tür, nachdem sie eine Münze eingeworfen hatte, und bevor Maura ein Wort des Protests finden konnte, zog sie sie mit sich herein und schloß die Tür hinter sich.

Welch ein Treffen! Welch eine Befreiung! Ethel nahm die Freundin in ihre Arme, und zwischen Tränen und Küssen versuchte sie gewissermaßen, so gut es ging, ihr zu sagen, wie glücklich sie sei. Sie liebkoste ihre alte Gespielin, umarmte sie, hob sie vom Boden hoch in der glühenden Beseligung ihres Verlangens, flüsterte ihr ins Ohr, streichelte ihr Haar, ihr Gesicht, berührte ihre Lippen, ihre Augen; hielt sie, hielt sie so, als könne sie sie nie wieder freilassen.

Niemand konnte vor einem solchen Ansturm kalt bleiben, der so überschäumend auf Maura wirkte, wie er begreiflich und aufrichtig war. Sie versuchte ihr Bestes, seine Wut zu mildern, sie abzuschwächen, zu steuern. Doch da ihr das mißlang, tat sie, was sie konnte, um ihre alte Freundin zu beschwichtigen. Sie liebte Ethel, gewiß, aber dieses ganze Theater ging über ihre Begriffe. Sie verstand es nicht, sie wußte nicht, wie sie es erwidern sollte. Aber sie war nicht böse, sie fand sich sogar in Tränen, ihr Herz gerührt, ihre Lippen willig.   - William Carlos Williams, Die Messer der Zeit, nach (messer)

 

Bahnhof Toilette

 

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