ärin
 

Wappen von Berlin

In Silber, aufgerichtet, ein schwarzer Bär

Die Bärin spricht: Ich habe sie getragen,
Die Stadt in meinem Schöße, Höhlenbrut.
Uns kam der Jäger, und ich mußt ihn schlagen.
Ihr Schlaf in dickverschneiten Wäldertagen
War gut.

Ich wiegte sie mit diesem tiefen Brummen;
Mein Tatzenschlag hieß sanft, doch ernst sie stehn.
Ich lehrte Honigwachs, wo Bienen summen,
Und süßes Kraut in erdgeformten Kummen
Sie sehn.

Den Klotz, die mörderische Eisenklemme,
Den Grubentrug - denn Menschenlist ist viel -
Verklagt ich ihr. Und zeigte braune Schwämme,
Gab graue Kiesel ihr und Kiefernstämme
Zum Spiel.

So wuchs sie auf und fand das Nest der Bienen;
Nun häuft sie übermütig bunten Stein,
Und ihre Pranke scherzt mit blanken Schienen,
Läßt, klein und trüb, Insekten fliehn auf ihnen
Und fängt sie ein.

Sie droht und lockt. Die Forste hallen wider.
Das Singen unterm Bauerndach verstummt.
Sie tappt ins Dorf. Das Buschwerk stampft sie nieder.
Den weißen Spierstrauch und den blauen Flieder,
Und brummt.

Ich schreite aufrecht. Meine Branten wälzen
Den Wolkenblock, der überm Haupt ihr kracht.
Und silbern eisige Gestirne schmelzen
Als große Flocken mir auf schwarzen Pelzen
In Winternacht.

 - Gertrud Kolmar, 1934, nach: Fred Oberhauser, Nicole Henneberg: Literarischer Führer Berlin  Frankfurt am Main u. Leipzig 1998 (it 2177)

 

Berlin Bär

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme