utorität  Ich kann nicht zulassen, daß man sich bei Fragen des vernünftigen Denkens auf die Autorität der Schriftsteller stützt. Was macht für die Wahrheit, die wir suchen, der Name eines Menschen aus, der nicht unfehlbar ist? Vor allem keine Verse! Sie wirken so schwach und armselig inmitten einer philosophischen Erörterung! Diese äußere Zierde muß man in die Artikel über Literatur verweisen; denn da kann ich sie gutheißen, vorausgesetzt, daß sie geschmackvoll angebracht wird, daß sie als Vorbild dient und daß sie den Fehler hervorhebt, den man tadelt, oder die Schönheit erhellt, die man empfiehlt.  - (enz)

Autorität (2) Autorität, Gewalt, Macht, Herrschaft (Grammatik): Die Autorität, sagt der Abbé Girard in seinen ›Synonymen‹, lasse mehr Freiheit bei der Wahl; die Gewalt habe mehr Stärke; die Herrschaft sei etwas Absoluteres. Man gewinnt die Autorität durch die Überlegenheit des Standes und der Vernunft, die Gewalt durch die Ergebenheit, die uns die anderen zeigen, die Herrschaft durch die Kunst, den Schwachen zu packen. Die Autorität überzeugt, die Gewalt reißt hin, die Herrschaft unterjocht. Die Autorität setzt Verdienst bei demjenigen voraus, der sie besitzt, die Gewalt Verbindungen, Herrschaft Einfluß. Man muß sich der Autorität eines weisen Menschen unterwerfen; man soll seinen Freunden eine gewisse Gewalt über sich selbst zugestehen; man darf niemanden die Herrschaft ergreifen lassen. Die Autorität wird durch Gesetze übertragen, die Gewalt durch die Treuhänder der Gesetze, die Macht durch die Zustimmung der Menschen oder durch die Gewalt der Waffen. Man ist glücklich, wenn man unter der Autorität eines Fürsten lebt, der die Gerechtigkeit liebt, dessen Minister sich keine andere Gewalt anmaßen, als er ihnen gibt, und der den Eifer und die Liebe seiner Untertanen als die Grundlagen seiner Macht betrachtet. Es gibt keine Autorität ohne Gesetz; es gibt kein Gesetz, das eine unumschränkte Autorität gewährt. Jede Gewalt hat ihre Grenzen. Es gibt keine Macht, die nicht der Macht Gottes unterworfen sein muß. Die geringe Autorität flößt Verachtung ein; die blinde Gewalt verletzt die Rechtlichkeit; die eifersüchtige Macht erregt Furcht. Die Autorität bezieht sich auf das Recht, die Macht auf das Mittel, es anzuwenden, die Gewalt auf die Anwendung. Autorität weckt die Idee von Hochachtung, Macht die Idee von Größe, Gewalt die Idee von Furcht. Die Autorität Gottes ist unumschränkt, seine Macht ewig, seine Gewalt absolut. Die Väter haben Autorität über ihre Kinder; die Könige sind mächtig unter ihresgleichen; die Reichen und die Würdenträger sind mächtig in der Gesellschaft; die Beamten haben in ihr Gewalt.

Politische Autorität: Kein Mensch hat von der Natur das Recht erhalten, den anderen zu gebieten. Die Freiheit ist ein Geschenk des Himmels, und jedes Individuum von derselben Art hat das Recht, sie zu genießen, sobald es Vernunft besitzt. Wenn die Natur irgendeine Autorität geschaffen hat, so ist es die väterliche Macht; aber die väterliche Macht hat ihre Grenzen, und im Naturzustand würde sie aufhören, sobald die Kinder in der Lage wären, sich selbst zu leiten. Jede andere Autorität entspringt einer anderen Quelle als der Natur. Man untersuche sie genau; dann wird man sie immer auf eine der zwei folgenden Quellen zurückführen können: entweder auf die Stärke und die Gewalt desjenigen, der sie an sich gerissen hat, oder auf die Zustimmung derjenigen, die sich ihr tatsächlich oder angeblich durch einen Vertrag zwischen ihnen und demjenigen, dem sie die Autorität übertrugen, unterworfen haben.

Die Macht, die durch Gewalt erlangt wird, ist nur eine Usurpation und dauert nur so lange, wie die Stärke des Gebietenden die der Gehorchenden übertrifft. Wenn die letzteren also ihrerseits die Stärkeren werden und das Joch abschütteln, so tun sie dies mit dem gleichen Recht und der gleichen Gerechtigkeit, mit denen der andere es ihnen auferlegt hat. Dasselbe Gesetz, das die Autorität geschaffen hat, hebt sie dann auf: es ist das Gesetz des Stärkeren.  - (enz)

Machtmittel Anerkennung
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