utor   EIN Schriftsteller schreibt ein Buch über einen Schriftsteller, der zwei Bücher über zwei Schriftsteller schreibt, von denen einer schreibt, weil er die Wahrheit liebt, der andere, weil sie ihm gleichgültig ist. Von diesen zwei Schriftstellern werden insgesamt zweiundzwanzig Bücher geschrieben, die von zweiundzwanzig Schriftstellern handeln, von denen einige lügen aber nicht wissen, daß sie lügen, indes andere wissentlich lügen, wieder andere die Wahrheit suchen aber wissen, daß sie sie nicht finden können, während noch andere schon glaubten, sie gefunden zu haben, und an ihr zu zweifeln beginnen. Die zweiundzwanzig Schriftsteller produzieren insgesamt dreihundertvierundvierzig Bücher, die von fünfhundertneun Schriftstellern handeln, da in mehr als einem Buch ein Schriftsteller eine Schriftstellerin heiratet und mit ihr drei bis sechs Kinder hat, allesamt Schriftsteller, außer einem, der in einer Bank arbeitet und bei einem Bankraub ums Leben kommt; und dann entdeckt man, daß er zu Hause gerade an einem wunderschönen Roman über einen Schriftsteller schrieb, der in eine Bank geht und bei einem Bankraub ums Leben kommt. Der Bankräuber ist in Wirklichkeit ein Sohn des Hauptschriftstellers in einem anderen Roman und hat einfach deshalb den Roman gewechselt, weil es ihm unerträglich war, weiterhin mit seinem Vater zusammenzuleben, der Romane über den Verfall des Bürgertums verfaßt hat, im besonderen eine Familiensaga, in der auch ein junger Nachfahre eines Romanschriftstellers vorkommt, der eine Saga über den Verfall des Bürgertums verfaßt hat - welcher Nachfahre von zuhause wegläuft und Bankräuber wird, und bei einem Überfall auf eine Bank einen Bankier tötet, der aber in Wirklichkeit ein Schriftsteller - doch nicht nur das, sondern auch noch sein eigener Bruder ist, welcher sich im Roman geirrt hatte und mit Hilfe von Empfehlungsschreiben versuchte, den Roman zu wechseln.

Der Autor, nach Tullio Pericoli

Die fünfhundertneun Schriftsteller schreiben achttausendzwei Romane, in denen rund zwölftausend Schriftsteller vorkommen, welche sechsundachtzigtausend Bände schreiben, in denen ein einziger Schriftsteller vorkommt, ein manisch-depressiver Stotterer, der ein einziges Buch über einen Schriftsteller schreibt, der ein Buch über einen Schriftsteller schreibt, das er aber nicht zu beenden gedenkt, vielmehr schlägt er ihm einen Treffpunkt vor und tötet ihn, wodurch er eine Kettenreaktion hervorruft, durch welche die zwölftausend, die fünfhundertneun, die zweiundzwanzig, die zwei Schriftsteller sterben, sowie der einzige Urschriftsteller, der damit sein Ziel erreicht hat, mithilfe seiner Mittelsmänner den einzig notwendigen Schriftsteller zu entdecken, dessen Ende das Ende aller Schriftsteller bedeutet, eingeschlossen ihn selbst, den Schriftsteller und Urheber aller Schriftsteller. - (pill)

Autor (2)  Ich bin kein Autor für die Massen, ich schreibe, wenn ich Lust dazu habe, und zu meinem eigenen Vergnügen. Ich habe keine Geschichten in der Schublade, die verbrauchen zuviel Energie, die Poesie hingegen kennt kein Alter.   - (grac)

Autor (3)  I bin da Autor. Wenn i wui, daß oana redt, dann soi er sein Scheißdreck rauslaßn. I bin a autoritärer Tip und fahr Auto, und sonst kennts mi am Osch lecka. I sog bloß, wos andre gsogt ham, und wos de wieda ghört ham und vergeßn ham, und daherrens ois, ois hoaßt als, alles hoaßt aber a ois, a hoaßt auch und hoaßt hoaßt heißt, hör Ingrid: alles hoaßt owa a ois, a hoaßt auch und owa aber, i mecht me amoi richte in da Sprach darenna, daß i iberhaupt nimma zum Tema kimm, und daherreden sie, du Leute, machen wir es so: Dialekt ist meine Sprache, und Ihr, Verehrte, Hochgepiepse ist mein Tema. Als entstüge ureigenstes Produkt Ihrer Brust und empfinden Befreiung durch Dreck Dreck Dreck, den andere zammgschleckt ham und andre andre andre drunt in da Vergangenheit, wo de Vegl stengan mit Eisnplattln statt Federn, und kimmt affa affa = herauf, ham se vom Bon oghom = vom Boden abgehoben, san glei do - da: als sei er weiß Gott eine weiße Crem-Torte, da Dreg = ck.  - (acht)

Autor (4) Auch in den literarischen Gebräuchen von Tlön ist die Idee eines einzigen Subjekts allbeherrschend. Nur selten tragen Bücher den Namen des Verfassers. Den Begriff des Plagiats gibt es nicht: man geht davon aus. daß alle Werke das Werk eines einzgen Autors sind, der zeit- und namenlos ist. Die Kritik pflegt Autoren zu erfinden; sie greift zwei einander unähnliche Werke heraus - das Tao Te King etwa und die Märchen aus Tausendundeiner Nacht -, schreibt sie demselben Autor zu und bestimmt dann fein säuberlich die Psychologie dieses interessanten homme de lettres...

Dennoch sind die Bücher unterschiedlich. Die Fiktionalen befassen sich mit einem einzigen plot in allen nur denkbaren Abwandlungen. Die philosophischen enthalten unfehlbar die These und die Antithese, das strenge Für und Wider einer Lehre. Ein Buch ohne Selbstwiderlegung gilt als unvollständig.  - Jorge Luis Borges: Tlön, Uqubar, Orbis Tertius.  Nach bo3

Poet Schöpfer
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Künstler
Synonyme