usstrahlung Richard Wilbur sagte, wenn man bei der ersten Begegnung auf Hammett zuging, um ihm die Hand zu schütteln, dann wünschte man sich unwillkürlich, einen guten Eindruck auf ihn zu machen. Es gibt solche Menschen, und Hammett gehört zu ihnen. Ich habe keine Ahnung, worauf diese Wirkung beruht; wahrscheinlich hängt es mit ihrer Ausstrahlung zusammen und einer tiefinnerlichen Reserviertheit, von der wir wissen, daß sie für Charme, Späße und Gunstbeweise unzugänglich ist. Es ist mehr als Würde und prägt sich auf dem Gesicht aus. Im Gefängnis sprachen die Wärter Hammett mit »Sir« an, und außerhalb des Gefängnisses waren manche Leute nahe daran, es ihnen gleichzutun. In seinen letzten Lebensjahren kamen wir eines Abends in einem Restaurant an einer Gruppe junger Schriftsteller vorbei, die ich kannte, Hammett aber nicht. Wir blieben stehen, und ich stellte ihn vor, woraufhin sich diese superklugen Zyniker plötzlich in reizende, ehrfürchtige Schulbuben verwandelten, mit einem Ausdruck im Gesicht, den sie als Zehnjährige gehabt haben mußten.
Erst nachdem ich ihn jahrelang damit geneckt hatte, gab Hammett
zu, daß er wußte, welche Wirkung er auf manche Menschen hatte.
Er erzählte mir dazu folgendes Erlebnis: Mit vierzehn Jahren
hatte er seinen ersten Job bei der Baltimore- und Ohio-Eisenbahn.
Nachdem er eine Woche lang täglich zu spät zur Arbeit gekommen
war, sagte ihm sein Arbeitgeber, er wäre entlassen. Hammett
nickte nur und ging auf die Tür zu und wurde von dem völlig fassungslosen
Mann zurückgerufen. »Wenn du mir versprichst, daß das nicht mehr
vorkommt, kannst du bleiben«, sagte der Mann. Hammett
antwortete: »Danke, aber das kann ich nicht versprechen.« Der
Mann schwieg und sagte dann; »Okay, du kannst trotzdem bleiben.«
Dash sagte, er härte nicht gewußt, was an seinem Verhalten richtig
gewesen wäre, er härte nur gewußt, daß es ihm immer nützlich
sein würde. - Lillian Hellman, Vorwort zu Dashiell Hammett,
Raubmord. Frankfurt am Main und Berlin 1968 (Ullstein Buch 1204)
Ausstrahlung (2)
- Hans Bellmer (?)
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