uslegung   "Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, dass ganz Israel aufhorche und sich fürchte." (5. Moses 21)

Der Fall scheint klar zu sein: Ungehorsame Kinder werden hingerichtet. Erstaunlicher-, oder klugerweise hat diese Maxime eine ganz andere Bedeutung erhalten.

 1. Mischna

     „Der unbändige und widerspenstige Sohn“. Von wann ab kann er als ein unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt werden? Von der Zeit an, da er zwei Haare zeigen kann, bis ringsherum (um sein Glied herum) ein Bart gewachsen ist. Damit ist das untere nicht das obere Haar gemeint, nur haben sich die Weisen eines reinen Ausdrucks bedient (da sie das Wort Schamhaare nicht benutzen wollten). Es heißt "Wenn Jemand einen Sohn hat" (5. Moses 21, 18), dies sagt: einen Sohn und nicht eine Tochter, einen Sohn und nicht einen Mann. Der Unmündige ist frei von Strafe, da er noch nicht dreizehn Jahre alt ist und die Religionsgebote nicht einhalten muss.

2. Mischna

     Wann ist er schuldig? Wenn er ein Tritemor (1/3 Mine) Fleisch gegessen und einen halben Log italienischen Wein getrunken hat. R. Jose sagt: Eine Mine (ca. 371 Gramm) Fleisch und ein Log (ca. ¼ Liter) Wein. Hat er bei einem gebotenen Gastmahle gegessen, hat er bei der Festlegung des Schaltmonats  (Fleisch und Wein) gegessen, hat er vom zweiten Zehnt zu Jerusalem gegessen, hat er Aas, Gerissenes, Geschmeiß und Gewürm gegessen, hat er Unverzehntetes, oder den ersten Zehnt, dessen Hebe noch nicht abgesondert war, oder den zweiten Zehnt oder Geheiligtes, die nicht ausgelöst waren, gegessen, hat er überhaupt durch sein Essen ein Gebot oder eine Übertretung ausgeübt, hat er allerlei Speisen, jedoch kein Fleisch gegessen, hat er allerlei Getränke, jedoch kein Wein getrunken; so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn gerichtet, sondern nur dann, wenn er Fleisch gegessen und Wein getrunken hat, denn es heißt "Ein Schlemmer und ein Säufer" (5. Moses 21, 20). Wenn dies auch kein Beweis ist, dass Fleisch und Wein gemeint sind, so wird es angedeutet in dem Verse "Sei nicht unter den Weinsäufern und Fleischfressern" (Sprüche 23, 20).

3. Mischna

      Hat er seinen Vater bestohlen, das Gestohlene auf dem Gebiete seines Vaters verzehrt, oder hat er andere bestohlen und es auf dem Gebiete anderer verzehrt, oder hat er andere bestohlen und es auf dem Gebiete seines Vaters verzehrt so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt, sondern nur, wenn er seinen Vater bestiehlt und es auf dem Gebiete anderer verzehrt. R. Jose, Sohn des R. Jehuda, sagt: Nur wenn er seinen Vater und seine Mutter bestiehlt.

4. Mischna

     Will der Vater ihn anklagen, aber die Mutter will es nicht; oder will der Vater nicht und die Mutter will es, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt, sondern nur, wenn beide es wollen. R. Jehuda sagt: Wenn die Mutter nicht für den Vater geeignet ist, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt. Ist Einer von den Eltern einhändig, lahm, stumm, blind oder taub, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt, denn es heißt (5. Moses 21, 19 – 20): "Es sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen", sie seien also nicht einhändig, "ihn hinausführen", also nicht lahm, "und sprechen", also nicht stumm, auf ihn zeigen "dieser unser Sohn," also nicht blind, "gehorcht nicht unserer Stimme", also nicht taub. Sie sollen ihn warnen, vor Dreien ihn geißeln lassen. Ist er dann wieder ausgeartet, so wird er von dreiundzwanzig Richtern gerichtet, und er wird nur dann gesteinigt, wenn die drei ersten (die ihn geißelten) zugegen sind, denn es heißt "Dieser unser Sohn" (5. Moses 21, 20), also dieser, der vor euch gegeißelt worden ist. Entflieht er, bevor das Urteil über ihn gefällt worden ist, und hernach ist ihm unten ringsherum das Haar gewachsen, so ist er frei. Ist er aber entflohen, nachdem das Urteil über ihn gefällt war, so bleibt er schuldig, auch wenn ihm nachher unten ringsherum das Haar gewachsen ist.

-  Wenn die in der Bibel beschriebene Regel zum ungehorsamen Sohn nicht gilt, nicht wörtlich zu verstehen ist, wie ist sie sonst zu verstehen? Warum steht sie überhaupt in der Bibel?
-   Ist es legitim, wenn die Gelehrten eine biblische Regelung so umdeuten, dass von dem Wortlaut kaum etwas übrig bleibt? Könnte man dann nicht viele Stellen in der Bibel, gar die ganze Bibel, nach Belieben und Zeitgeschmack uminterpretieren? Wer entscheidet, welche Interpretation legitim sein soll?   - Forschungsstelle für jüdisches Recht

Auslegung (2)

 

Deutung Buch, heiliges Text

 

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