usbreitung La Chaussee war schon früher enthauptet worden, die Brinvillier litt denselben Tod, ihr Körper wurde nach der Hinrichtung verbrannt, und die Asche in die Lüfte zerstreut.
Die Pariser atmeten auf, als das Ungeheuer von der Welt
war, das die heimliche mörderische Waffe ungestraft richten konnte gegen Feind
und Freund. Doch bald tat es sich kund, daß des verruchten La Croix entsetzliche
Kunst sich fortvererbt hatte. Wie ein unsichtbares tückisches Gespenst schlich
der Mord sich ein in die engsten Kreise, wie sie Verwandtschaft - Liebe - Freundschaft
nur bilden können, und erfaßte sicher und schnell die unglücklichen Opfer. Der,
den man heute in blühender Gesundheit gesehen, wankte morgen krank und siech
umher, und keine Kunst der Ärzte konnte ihn vor dem Tode retten. Reichtum -
ein einträgliches Amt - ein schönes, vielleicht zu jugendliches Weib - das genügte
zur Verfolgung auf den Tod. Das grausamste Mißtrauen trennte die heiligsten
Bande. Der Gatte zitterte vor der Gattin - der Vater vor dem Sohn - die Schwester
vor dem Bruder. - Unberührt blieben die Speisen, blieb der Wein bei dem Mahl,
das der Freund den Freunden gab, und wo sonst Lust und Scherz gewaltet, spähten
verwilderte Blicke nach dem verkappten Mörder. Man sah Familienväter ängstlich
in entfernten Gegenden Lebensmittel einkaufen, und in dieser, jener schmutzigen
Garküche selbst bereiten, in ihrem eigenen Hause teuflischen Verrat fürchtend.
- E. Th. A. Hoffmann, Das Fräulein von Scuderi (zuerst
ca. 1819)
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