Ausbildung  Ich verlor meine Unschuld mit sechs Jahren. Ich war auf dem Land. Anna, die Tochter von Freunden meiner Familie, ein Mädchen von zwölf Jahren, befahl mir, mich in eine Grube zu legen - später hätte man ein Grab gesagt. Ich mußte meine Hose ausziehen, sie setzte sich auf mich und ich spürte eine süße Hitze in meinem Glied. Danach gab sie mir einen „Kristallstöpsel", damit ich meiner Familie nichts von unserem Spiel erzählte. Einen „Kristallstöpsel"! Arsene Lupin ... Es war wirklich Bestimmung.

Meine sexuelle Ausbildung begann früh. Ich muß vierzehn oder fünfzehn gewesen sein, als ich in ein Bordell in der Rue Fontaine in Montpellier ging. Dieses Etablissement war mir von einem älteren Freund empfohlen worden und schien mehr oder weniger illegal zu sein. Man trat in eine Art Eßzimmer, wo an einem Tisch mit einem Fransenteppich ein paar mehr oder weniger schöne Frauen in sehr korrekter Kleidung saßen und auf Kundschaft warteten. Ich entschied mich für eine von ihnen und erklärte ihr, daß ich unerfahren sei. Sie sagte zu mir: „Das wird sich schon machen lassen."

Wir machten es auf die normal möglichste Art. Ich empfand nichts. Was mich nicht daran hinderte, ein paar Tage später wieder hinzugehen und mit der gleichen Frau ins Geschäft zu kommen. Diesmal war es gut.

Später konnte man mich in einem offiziellen Bordell mit der traditionellen roten Laterne hinter dem Bahnhof von Montpellier antreffen: Chez Emma. Dieser Name stand auf einem Metallschild über dem Eingang. Ich wurde ein fleißiger Besucher dieses Etablissements. Dort verliebte ich mich eines Tages in Marcelle, eine reizende Brünette des Hauses. Auf ihrem Arm war eine Tätowierung, die sie unter einem Tuch versteckte. Wir wurden Freunde. Als wir eines Abends in ihr Zimmer gingen, gab sie mir die 10 oder 12 Francs wieder zurück und sagte:

„Nimm das. Von jetzt an kostet es dich nichts mehr. Du bezahlst unten und ich geb dir das Geld wieder zurück."   - Léo Malet, Stoff für viele Leben. Autobiographie. Hamburg 1990 (Edition Nautilus)

Ausbildung (2)  Wie kann man Magier werden? Zuerst kam ihnen dieser Gedanke wahnsinnig vor, doch er kam wieder, bedrängte sie, und schließlich gaben sie ihm nach, wenn sie auch so taten, als ob sie darüber lachten.

Eine vorbereitende Lebensweise ist unerläßlich.

Um besser in Trance zu geraten, machten sie die Nacht zum Tage, fasteten, und da sie aus Germaine ein empfindlicheres Medium machen wollten, setzten sie sie auf halbe Kost. Sie hielt sich an den Getränken schadlos und trank so viel Schnaps, daß sie bald völlig alkoholisiert war. Wenn sie nachts im Hausflur umherwanderten, wurde Germaine wach. Sie verwechselte das Schlürfen ihrer Schritte mit ihrem Ohrensausen und den eingebildeten Stimmen, die sie aus den Wänden dringen hörte. Eines Tages, als sie am Morgen ein Netz in den Keller gebracht hatte, bekam sie Angst, als sie ihn ganz in Feuer getaucht sah; von da an ging es ihr schlechter, und schließlich glaubte sie, ihre Herren hätten sie behext.

In der Hoffnung, Visionen zu bekommen, drückten sie sich gegenseitig den Nacken, sie machten sich Säckchen mit Belladonna und bedienten sich schließlich der Zauberdose: einer kleinen Schachtel, aus der sich ein mit Nägeln gespickter Pilz erhebt und die mittels eines vor der Brust befestigten Bandes auf dem Herzen getragen wird. Alles mißlang.  - (bouv)

 

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