Der Gedankengang erschien ihm logisch. »An die Arbeit«, sagte er sich, indem er an seinen Vorrat an Begeisterung appellierte. Noch am selben Tag begann er sein Training in der neuen Richtung. Mit offenen Augen Zu schlafen entpuppte sich als die einfachste Sache der Welt.
»Na klar«, sah Signor Ottavio ein, »nun brauche ich nur noch die halbe Mühe,
weil das rechte Auge schon daran gewöhnt ist.« Leider aber muß Signor Ottavio
auch bei seinen neuen Berechnungen etwas falsch gemacht haben. Das rechte Auge
nämlich hatte sich in letzter Zeit ans Träumen gewöhnt, auch wenn es offenblieb.
Das andere Auge, das sich zuvor zum Träumen immer schloß, lernte rasch, auch
im offenen Zustand seine Traumtätigkeit fortzusetzen. Das Ergebnis war ein Signor
Ottavio, der mit offenen Augen träumte. Und ist es vielleicht schwer, mit offenen
Augen zu träumen? Die Wahrheit ist, daß das doch alle einmal machen, ohne eigens
trainieren zu müssen. Man macht es bei Tag und bei Nacht. Man macht es in Italien
und in Australien. - Gianni Rodari, Das fabelhafte Telefon. Wahre Lügengeschichten. Berlin
1997 (Wagenbach Salto 65, zuerst 1962)
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