Augen ausstechen  Als ich im Alter von sechs oder sieben Jahren mit einem Heureka-Luftgewehr spielte, schoß ich versehentlich einen Bolzen in das Auge des Dienstmädchens meiner Eltern. Diese (sie hieß Rosa und war ein ziemlich leichtes Mädchen) rannte los und heulte, ihr Auge sei ihr herausgeschossen. Es ist mir nicht bewußt, daß Dienstmädchen mich jemals besonders aufgeregt hätten (ausgenommen vielleicht eine Deutsche, die meine Brüder und ich, warum weiß ich nicht, »Eclair« genannt hatten, und später, bei einem Ferienaufenthalt an einem englischen Strand mit meinen Eltern, eine der Zimmerfrauen des Hotels); ich betrachte es also als zweifelhaft, daß das Ereignis, das ich soeben erzählt habe, für mich einen besonders zweideutigen Sinn gehabt hätte; aber ich erinnere mich an die Schluchzer und Schreie, die ich bei der Vorstellung ausstieß, diesem Mädchen das Auge durchbohrt zu haben.

Ein anderes unangenehmes Erlebnis mit dem »ausgestochenen Auge« ist jenes, das ich etwa in meinem zehnten oder elften Jahr hatte, im Laufe eines Spieles, das meine Schwester und deren Gatte mit mir spielten. Das Spiel war folgendes:

Man bindet dem Patienten die Augen zu und sagt ihm, man würde ihn »jemandem ein Auge ausstechen lassen«. Man führt ihn mit erhobenem Zeigefinger zu seinem mutmaßlichen Opfer, das in Augenhöhe eine mit feuchtem Brot gefüllte Kokosnußschale trägt. Im Moment, wo der Zeigefinger in das klebrige Gemenge eindringt, stößt das vorgebliche Opfer Schreie aus.

Ich war der fragliche Patient, und meine Schwester das Opfer. Mein Entsetzen war unbeschreiblich. Die Bedeutung des »ausgestochenen Auges« reicht für mich sehr tief. Heute habe ich häufig die Neigung, das weibliche Organ wie etwas Schmutziges oder wie eine Wunde anzusehen, deshalb nicht weniger anziehend, aber gefährlich an sich selbst wie alles, was blutig, schleimig, ansteckend ist.   - (leiris3)

Augen ausstechen (2)
 

Auge Stechen

 

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